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Alles wird gut!

Die ForseA-Weihnachtsgeschichte 2020

Alles wird gut!

Herzlichen Dank an unser Mitglied Laura Brachtel aus Wetzlar für diese (nunmehr schon dritte!) motivierende Geschichte!

Es begann an einem Dienstag. Es hatte zum ersten Mal in diesem Winter geschneit. Alles war in weihnachtliche Atmosphäre getaucht: An den Häusern waren Lichterketten angebracht; an Hauswänden kletterten rote Weihnachtsmänner hoch… Die Straße war spiegelglatt …und war es auch neblig? Er konnte sich nicht daran erinnern. Er war mit seinem Fahrrad unterwegs. Der Tacho zeigte 30 km/h. Irgendwie musste er aufgrund der Glätte die Kontrolle über sein Fahrrad verloren haben…

Er hatte gerade einen Studienplatz für Romanistik erhalten. In einer fremden Stadt. Er wollte studieren und war unterwegs ins Seminar; sein erstes. Diese Gedanken hatte er noch im Kopf, danach? Er öffnete die Augen und sah um sich. Wo war er? Dies war nicht sein Zimmer. Er vernahm Schritte, die sich seinem Zimmer näherten. Schnelle Schritte. Seine Mutter? Nein. Ihre Schritte klangen anders. Und die Stimmen, die er vernahm, waren nicht die seiner Eltern. Es roch nach Desinfektionsmittel.

Leise wurde die Tür geöffnet. Er hörte Wortfetzen wie: „Knapp mit dem Leben davon gekommen… er ist noch jung…", konnte er ausmachen. Irgendeine Mischung aus hellwach und schlafend – das war sein derzeitiger Zustand. Uwe sah nur weiß gekleidete Personen. Ärzte? War er etwa im Krankenhaus?

„Sie machen Sachen!" Uwe runzelte die Stirn. Er konnte sehen, wie der Arzt nach den richtigen Worten rang. Nach Worten, die um Gottes willen nicht zu hart klangen. „Sie sind hier, weil Sie einen schweren Unfall hatten." „Was? Unfall? Ich?" In seinem Blick zeichnete sich Unverständnis. Der Arzt verließ den Raum. Mehr Worte schien er nicht zu brauchen, damit war alles gesagt. ‚Das gibt’s doch nicht‘, dachte Uwe. ‚Jetzt ist alles aus!‘

Eine komische Kombination von Aufgebrachtheit und ungeheurer Müdigkeit brach in ihm aus. Er wollte unbedingt wissen, was genau passiert war. Aber er sah nur Schwestern und Pfleger um sich, die ihn versorgten und keine Fragen beantworten wollten und auch keine Antworten wussten. Sie waren anscheinend besorgt um ihn. Er konnte sich nicht mehr bewegen. Was ist passiert? Uwe konnte es nicht mehr rekapitulieren. Aber selbst die Gedanken schienen ihm so anstrengend, dass er in einem kurzen Schlaf fiel, der ihm unruhige Träume brachte.

Wie lange hatte er geschlafen? Es schienen ihm Sekunden zu sein. Schmerzen weckte ihn aus seinen Alpträumen. Schmerzen, die ihm fast den Verstand zu rauben schienen. Er stieß einen Schmerzschrei aus. Im nächsten Moment piepste etwas. Eine weißgekleidete Person erschien an seinem Bett. Diese weißgekleidete Person! „Wo bin ich?" Eigentlich wusste er ja bereits, dass er im Krankenhaus lag. Aber er konnte sich die Zusammenhänge nicht erklären.

Tage, Wochen vergingen, Uwe war zwar immer noch im Krankenhaus, aber allmählich kam die Erinnerung wieder. Muss das gerade vor Weihnachten passieren?

Seine Eltern besuchten ihn. Auch sie schienen besorgt, wollten sich dies nicht anmerken lassen. Allmählich wurde ihm bewusst, dass seine Beine ihm nicht mehr gehorchten. Die Krankengymnastin kam jetzt jeden Morgen und sie erzählte: „Du hattest einen Unfall, aber großes Glück im Unglück. Denn offensichtlich sind nur die Beine gelähmt."Da war das Wort! „Gelähmt", er war ab jetzt also in den Beinen gelähmt! Jetzt hatte er Klarheit und es war ausgesprochen, was er bereits von Beginn an eigentlich wusste! Das Wort „Lähmung" erschreckte ihn.

Es kam der Tag der Tage: Uwe wurde entlassen, das heißt er musste erst in eine Reha. Und das war auch gut so! Denn so auf einmal im Rollstuhl, das war doch ein bisschen viel für ihn. Er traf andere Leute, die ein ähnliches Schicksal hatten. Er freundete sich mit Klaus an, der auch im Rollstuhl saß und im gleichen Alter wie er war. Uwe war inzwischen bewusst, dass er nicht ins Heim wollte, aber auch nicht wieder nach Hause zu seinen Eltern. Klaus fragte ihn: „Warum studierst du nicht mit Assistenz?" Das war eine Frage! Wie sollte das denn gehen? Der neue Freund erzählte ihm, wie man das Ganze am besten angeht. Er erzählte ihm von Behindertenbewegungen, die sich für Assistenz einsetzen. Aber er erfuhr auch, dass es Hindernisse gibt. So gibt es ein Gesetz, das einen langen Namen hat, das sogenannte „Bundesteilhabegesetz", es würde aber auch die UN-BRK geben. Uwe fragte nach: „UN-BRK? Was ist denn das?" Davon hatte er noch nie etwas gehört. „Das ist die UNO- Behindertenrechtskonvention, die von unserer Regierung unterschrieben worden ist. Darin ist das Recht auf Gleichheit und Teilhabe für uns Behinderte geregelt. Steht eigentlich schon in unserem Grundgesetz so. Die Politiker kümmert die UN- BRK aber wenig," meinte Klaus. Uwe brummte der Kopf.

Aber nach und nach verstand er mehr; mehr von seiner Behinderung und mehr von den Möglichkeiten, auch im Rollstuhl ein normales Leben führen zu können. „Das wird für dich ein langer Weg! Aber du schaffst das!", munterte Klaus ihn beim Abschied auf: „Wir halten zusammen. Ich werde dich auch ‚draußen‘ unterstützen; du kannst dich auf mich verlassen." Mit diesen Worten verabschiedeten sich die beiden Freunde.

Tja, leider war alles „draußen" nicht ganz so einfach, wie Uwe sich das anfangs vorgestellt hatte. Zunächst benötigte er einen eigenen Rollstuhl. Man muss sagen, dass Uwe bisher gewohnt war, seine Alltagsangelegenheiten per App zu erledigen. Nun gibt es für die Beschaffung von Rollstühlen aber noch keine App. Uwe brauchte somit zunächst ein Rezept, das er im Sanitätshaus einlösen musste. Das ganze Rollstuhlleben musste er sich neu organisieren. Er hätte nicht geglaubt, welche Hürden es gab, … Alleine schon einen Rollstuhl zu erhalten, der dann auch noch passen und halten sollte.

Und – wo sollte er wohnen? Als Notbehelf zog er zunächst dann doch zu seinen Eltern. Von dort aus suchte er nach einer barrierefreien Wohnung. Alle diese notwendigen „Kleinigkeiten" zehrten an seinen Kräften und seiner Zeit. Schließlich fand er mit Hilfe seines Freundes Klaus und anderen Leuten eine geeignete rollstuhlgerechte neue Bleibe an seinem Studienort. Klaus half ihn auch eine Assistenz zu besorgen. Die Assistenz, die er zur Alltagsbewältigung brauchte. Und so kam es: Wenn ihr heute Uwe trefft, dann hat er immer seinen Assistenten dabei… Denn die beiden Freunde, Uwe und Klaus, hielten ab jetzt zusammen und helfen sich gegenseitig bei allen Schwierigkeiten.

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