Während der letzten Jahre ist immer deutlicher geworden, dass
die Sicherung der Assistenz/Pflege nach wie vor nicht gewährleistet
ist und immer wieder eklatante Menschenrechtsverletzungen stattfinden.
Die Probleme mit der Pflegeversicherung sind offenkundig und die Reform
des § 3a des Bundessozialhilfegesetzes hat darüber hinaus
die Situation einer Reihe auf Assistenz Angewiesener noch verschärft.
Sie sind nunmehr zunehmend - ausschließlich aus Kostengründen
- von Heimeinweisungen bedroht. Der Auszug aus Einrichtungen wurde durch
diesen Paragrafen ebenfalls erheblich erschwert.
Rahmen der verschiedenen Gesetzesinitiativen der Bundesregierung während
dieser Legislaturperiode haben das Forum selbstbestimmter Assistenz
behinderter Menschen - ForseA e.V.- sowie andere Verbände immer
wieder für adäquate Verbesserungen der Rahmenbedingungen für
assistenznehmende Menschen geworben. Im Rahmen der Reform des Schwerbehindertengesetzes
und der Schaffung des Sozialgesetzbuches IX gelang es zwar, einen Einstieg
in die Anerkennung und Förderung der Arbeitsassistenz durchzusetzen.
Doch hinsichtlich der Rahmenbedingungen für die allgemeine Assistenz
wurden keinerlei Verbesserungen vorgenommen. Auch im Gleichstellungsgesetz
konnte hier nichts erreicht werden.
Bei diversen Gesprächen und Anhörungen wurde deutlich, über
welch oberflächliche Wahrnehmung und Kenntnis der konkreten Situationen
von AssistenznehmerInnen und den Rahmenbedingungen, in die sich diese
einfügen müssen, PolitikerInnen und VerwaltungsmitarbeiterInnen,
verfügen. So sind zum Beispiel die engen Grenzen, mit denen AssistenznehmerInnen
durch Einkommens- und Vermögensgrenzen regelrecht arm gehalten
werden, genau so wenig bekannt, wie die latente Bedrohung der Einweisung
in Einrichtungen aufgrund der Pflegekosten. Ãœber die mit diesen
Regelungen verbundenen Gerichtsverfahren gibt es ebenfalls immer noch
viel zu wenig öffentliche Aufmerksamkeit.
Andererseits zeigten die Diskussionen der letzten Monate, dass es seitens
der Politik durchaus eine parteiübergreifende Bereitschaft gibt,
über ein Leistungsgesetz zu diskutieren und für entsprechende
Regelungen einer Verbesserung der Assistenzsituation einzutreten.
Im Rahmen einer voraussichtlich von der Aktion Mensch unterstützten
Aufklärungskampagne mit dem Slogan "Faire Assistenz"
wollen wir von ForseA daher in den nächsten Monaten für Regelungen
werben, durch die eine echte und faire Assistenzsicherung für Menschen
mit Assistenzbedarf geschaffen und die entsprechenden Gesetzesinitiativen
anvisiert und vorbereitet werden.
Dabei wollen wir uns mit unseren vielfältigen Aktivitäten
besonders in den Vorwahlkampf und die heiße Phase des Wahlkampfes
einmischen, und die Gunst der Stunde einer höheren Aufmerksamkeit
der Politik für unsere Anliegen nutzen.
Geplante Aktivitäten
Mit einem Bündel von verschiedenen Aktivitäten wollen wir
von ForseA in den nächsten Monaten für eine faire Assistenz
werben und gemeinsam mit möglichst vielen anderen Initiativen und
Verbänden vor Ort die zuständigen PolitikerInnen zum Eintreten
für konkrete Regelungen für eine faire Assistenz herausfordern.
Dabei wollen wir folgende Aktivitäten durchführen:
Im Rahmen einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit wollen wir die
Probleme und Ungerechtigkeiten bei der gegenwärtigen Assistenzsicherung
der breiteren Öffentlichkeit bekannt machen und den Verantwortlichen
näher bringen. Die Darstellung konkreter Beispiele, die Verbreitung
unserer Forderungen sowie die Initiierung von öffentlichkeitswirksamen
Veranstaltungen und Aktionen stehen dabei im Mittelpunkt. Sie werden
ergänzt durch eine fortlaufende Präsentation und Verbreitung
der Aktivitäten, Berichte und Ziele der Aufklärungskampagne
im Internet. Dabei planen wir eine enge Zusammenarbeit mit dem Internetnachrichtendienst
kobinet-nachrichten, deren monatliche Zugriffszahlen mittlerweile in
die Hunderttausende gehen. Auf diese Weise wollen wir eine breite Szene
von Menschen, die sich in diesem Bereich engagieren bzw. dafür
interessieren, erreichen.
Besuche von Wahlkampfveranstaltungen, Gespräche mit den KandidatInnen
in den Parteibüros oder die Initiierung eigener Wahlveranstaltungen
können dabei genau so im Mittelpunkt stehen, wie die Durchführung
von Informationsveranstaltungen über die Assistenzsituation oder
Brief-Schreib- Kampagnen an die BundestagskandidatInnen.
Im Vorfeld und während des Bundestagswahlkampfes wollen wir im
Rahmen dieser Aufklärungskampagne PolitikerInnen gezielt mit den
Forderungen und Anliegen von AssistenznehmerInnen konfrontieren. Die
Durchführung und Veröffentlichung von Interviews mit den zuständigen
PolitikerInnen zum Thema, die Erstellung von Wahlprüfsteinen zur
zukünftigen Assistenzsicherung, Besuche in Parteibüros vor
Ort, zentrale Diskussionsveranstaltungen während des Wahlkampfes
und die Beeinflussung der Koalitionsvereinbarung für die nächste
Legislaturperiode stehen dabei auf der Liste der Aktivitäten, die
vom ForseA koordiniert und mit einer Reihe von PartnerInnen aus verschiedenen
Verbänden durchgeführt werden sollen.
Wir brauchen euch alle dafür !
Um diese Ziele erreichen und uns aktiv in den Wahlkampf einbringen
zu können und um vor allem Verbesserungen für AssistenznehmerInnen
in der nächsten Legislaturperiode erreichen zu können, brauchen
wir euer aller Engagement, eure Ideen und Verbindungen. Daher bitten
wir euch, vor Ort zu prüfen, was ihr bzw. eure Organisationen zu
dieser Aufklärungskampagne für eine "Faire Assistenz"
beitragen könnt und wie ihr die PolitikerInnen entsprechend mit
den bestehenden Ungerechtigkeiten und Forderungen konfrontieren könnt.
Zudem kostet diese Kampagne Geld, so dass wir uns auch über Spenden
freuen. Auf eure Rückmeldungen freut sich ForseA oder Ottmar Miles-Paul,
Tel. 0561/9977172.
Elke Bartz und Ottmar Miles-Paul