Wäre
die Ursache von Erika Michels Behinderung ein Arbeitsunfall, würde sich die
Situation für die heute 56jährige Frau aus Illerich, einem kleinen Dorf
in der Nähe von Cochem an der Mosel, aufgrund der daraus resultierenden Versicherungsleistungen
ganz anders darstellen. Dann wäre sie nicht auf die "Gnade" des Sozialhilfeträgers
angewiesen. Doch Erika Michels erkrankte bereits im Alter von 13 Jahren an chronischem
Gelenkrheuma, das sich zunehmend verschlechterte.
Nachdem sie sich viele Jahre trotz erheblicher Einschränkungen selbständig
durchgeboxt hatte, mussten die Gelenke in beiden Knien und Hüften ersetzt werden,
so dass sie heute einen Rollstuhl nutzt. "Ich kam allein in der Küche
einfach nicht mehr klar. Schwere Arbeiten und das Anziehen konnte ich nach und nach
auch nicht mehr bewältigen. Dabei war mir klar, dass ich nicht Ins Heim wollte.
Daher organisiere ich heute als behinderte Arbeitgeberin meine Assistenz zu Hause
selbst", fasst Erika Michels den Prozess des Schwindens ihrer Kräfte zusammen.
Der langjährige Raubbau an ihrem Körper - um ja niemandem zur Last zu
fallen - zehrte an ihrer Gesundheit. Diese permanente Ãœberforderung beschert
der bescheidenen Frau heute, dass ihr bedarfsgerechte Leistungen vom Sozialhilfeträger
verweigert werden, da dieser den tatsächlichen Hilfebedarf nicht anerkennt.
Statt der benötigten täglichen Unterstützung von 13 Stunden für
die Grundpflege und die Assistenz zur Teilnahme am Leben der Gesellschaft wurden
Erika Michels lediglich sieben Stunden bewilligt. Die Finanzierung eines behindertengerechten
Autos für ihre vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeiten wird ihr ebenfalls
verweigert. "Ich weiß nicht, wie ich mit dieser reduzierten Stundenzahl
klar kommen soll. Da ich weiß, wie es in Altenheimen zugeht, weiß ich
aber gewiss, dass ich mich nicht in ein Heim abschieben lasse", so Erika Michels.
Erika Michels ist kein Einzelfall, daher fordern wir
Individuelle bedarfsgerechte Leistungen unabhängig der Art und Ursache der
Behinderung und des Alters