Ulrich
Lorey kann sich sicher sein, dass er auf Verwunderung stößt, wenn er
danach gefragt wird, was er denn so mache. Einen männlichen diplomierten Märchenerzäh-ler
im Rollstuhl kennt kaum jemand. Und das ist kein Wunder, denn Ulrich Lorey ist der
einzige in Deutschland.
Einladungen aus dem gesamten Bundesgebiet, Märchenveranstaltungen für
Kinder und Erwachsene durchzuführen, kann der ab dem fünften Halswirbel
Gelähmte nur annehmen, weil er mit persönlicher Assistenz lebt. Das gleiche
gilt für seine ehrenamtliche Mitarbeit bei WüSL, der Selbstbestimmt-Leben-Initiative
im Würzburg.
Doch Ulrich Loreys selbstbestimmtes Leben ist gefährdet. Mittlerweile befindet
er sich im Klageverfahren gegen seinen zuständigen Sozialhilfeträger.
Der Grund: Seit 1986 erhielt er die notwenigen Rund-um-die-Uhr-Hilfeleistungen durch
Zivildienstleistende (Zivis) über einen ambulanten Dienst. Da die Zivildienstzeit
immer mehr gekürzt wurde und die Anzahl der Zivis immer weiter zurück
ging, konnte die Hilfe so nicht mehr gesichert werden. Der ambulante Dienst stellte
daraufhin hauptamtliche Assistenten für ihn ein. Zwangsläufig stiegen
die Kosten gegenüber der Versorgung mit "billigen" Zivis.
Dadurch musste Ulrich Loreys erneut um die existenzielle Grundlage seines Lebens
bangen. Der Sozialhilfeträger will die gestiegenen Kosten nicht übernehmen.
Er limitiert auf einen Betrag, der eine totale Unterversorgung bedeutet. Für
Ulrich Lorey kann das im Extremfall gesundheits- ja sogar lebensbedrohliche Folgen
haben, wenn zum Beispiel bei Verschlucken nicht unmittelbar Hilfe zur Verfügung
steht. Das beeindruckt den Sozialhilfeträger indes wenig.
Als Alternative bietet er Ulrich Lorey den Umzug in SOG. betreutes Wohnen an. Auf
eine stationäre Anstalt kann er wegen eines Bestandschutzes (§ 143 BSHG)
nicht verwiesen werden. "Auch wenn es keine Anstalt ist, und das betreute Wohnen
als ambulante Versorgung geführt wird, will ich unter keinen Umständen
umziehen", meint er. "Mir stünde nicht annähernd die gleiche
Hilfe zur Verfügung wie jetzt, ganz zu schweigen von der Assistenzqualität,
die ich durch Auswahl und Schulung meiner Assistenten erreiche. Die Märchenveranstaltungen,
mein Engagement bei WüSL und meine anderen vielfältigen Aktivitäten
außer Haus wären unmöglich. Für mich wäre es wie ein Leben
im Käfig. Mein jetziges eigenständig und selbstbestimmtes Leben wäre
vorbei. Mir bleibt keine Wahl. Ich werde dafür kämpfen mit allen Mitteln,
die mir zur Verfügung stehen", ergänzt er.
Uli Lorey ist kein Einzelfall. Deshalb fordern wir
Kostenerstattung für Assistenzleistungen und Persönliche Budgets
auf der Basis von Tariflöhnen