Grenzen überschreiten
Zu einer (Landes-)Grenzen überschreitenden Tagung luden die
Landesversicherungsanstalten (LVA) Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz
am 21. Januar 2005 ein. LVA Direktor Hubert Seiter lernte die Tücken
der modernen Technik kennen.
Pünktlich
um 9.30 Uhr sollte sie beginnen, die Tagung unter dem Motto "Gemeinsam
für chronisch Kranke und Behinderte" im Mannheimer Stadthaus.
Es waren auch alle Teilnehmenden rechtzeitig anwesend. Alle bis auf
einen: Direktor Hubert Seiter, der als Gastgeber die Veranstaltung eröffnen
sollte, wurde mit den Tücken der modernen Technik konfrontiert.
Zwar wunderten sich er und sein Fahrer, warum sie von ihrem Navigationssystem
über Ludwigshafen nach Mannheim gelotst wurden, vertrauten aber
schließlich der Technik. Während Seiter die Fahrzeit zum
arbeiten nutzte, fuhr sein Fahrer die vom Navigationssystem vorgegebene
Route bis zum Stadthaus. Am Stadthaus angekommen sprang Seiter, etwas
unter Zeitdruck und agil wie stets, aus dem Auto und rein ins Stadthaus.
Sich von der Richtigkeit des Ortes überzeugen wollend, musste der
Verblüffte erfahren, dass er zwar im Stadthaus sei, aber im Ludwigshafener
und nicht im Mannheimer.
Also wieder zurück ins Auto, eine neue Programmierung des technischen
Lotsen und ab nach Mannheim? Irrtum. Da sich zwischen Ludwigshafen und
Mannheim ein langes, breites Nass namens Rhein befindet, hilft nur eine
Brücke, dieses Hindernis zu überwinden. Und weil es an diesem
Morgen einfach nicht glatt gehen sollte, war die Brücke wegen Renovierungsarbeiten
gesperrt. Doch Seiter wäre nicht Seiter, wenn er nicht letzten
Endes doch noch den Landesgrenzen überschreitenden Weg und das
Stadthaus gefunden hätte.
Zwischenzeitlich
hatte Hartmut Hüfken, 1. Direktor der LVA Rheinland-Pfalz, Seiters
Part übernommen und die rund 70 Anwesenden begrüßt.
Er zeigte auf, wie wichtig es sei nicht nur trägerübergreifend
sondern auch grenzüberschreitend zusammenzuarbeiten. Erste Schritte
seien getan und "Fälle" gemeinsam bearbeitet worden.
Anders als in Baden-Württemberg, wo die Servicestellen fast ausnahmslos
bei der LVA angesiedelt sind, verteilen sie sich in Rheinland-Pfalz
auf verschiedene Träger der Rehabilitation.
LVA Vorstandsmitglied Helmut Narr stellte das geplante Regionalzentrum
Mannheim als künftigen Standort der Gemeinsamen Servicestelle vor.
Dieses neue Gebäude werde selbstverständlich komplett barrierefrei
gebaut, um von allen Menschen genutzt werden zu können.
Aus Rheinland-Pfalz berichtete Bernd Feuerpeil über die Anzahl
der Servicestellenberatungen im vergangenen Jahr. Dabei wurde deutlich,
dass immer noch viel zu wenige behinderte und von Behinderung bedrohte
Menschen die Servicestellen kennen.
Als
Referentinnen und der Vertreterinnen der Selbsthilfeverbände waren
Anette Albrecht vom Ganzheitlichen Bildungs- und Beratungszentrum zur
Förderung chronisch kranker und behinderter Frauen und Mädchen
(BiBeZ), sowie Elke Bartz von Forum selbstbestimmter Assistenz behinderter
Menschen (ForseA) eingeladen. Albrecht stellte die Arbeit des BiBeZ
vor und erläuterte wie wichtig die Beratung von Betroffenen für
Betroffene sei. Ein "Vertrauensbonus" helfe, Ängste zu
überwinden und ermutige die Frauen, ihre Probleme den Beraterinnen
anzuvertrauen.
Bartz stellte das ForseA und insbesondere die Kampagne "Marsch
aus den Institutionen - Reißt die Mauern nieder" vor. Dabei
betonte sie, es sei dringend notwendig Mauern einzureißen, damit
alle Menschen mitten in der Gemeinschaft leben können. Für
die Arbeit der Gemeinsamen Servicestellen bedeute dies, dass hoch qualifizierte
Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter benötigt würden, die
entsprechend umfassende Beratung leisten können müssen. Sie
forderte noch intensivere Zusammenarbeit der Servicestellen mit den
Selbsthilfeorganisationen als bisher ein, lobte aber auch die gute Zusammenarbeit
mit der LVA Baden-Württemberg.
Wie harmonisch Zusammenarbeit stattfinden kann, zeigten der baden-württembergische
Michael Bodemer und Hans-Jürgen Herkner von der AOK-Servicestelle
aus Rheinland-Pfalz. Gemeinsam stellten sie zwei Fallbeispiele vor,
bei denen sie zusammengearbeitet hatte. Besonders positiv waren dabei
die kurzen Bearbeitungszeiten, bis die jeweiligen Leistungen einsetzen
konnten. Gute Beispiele, die zur Alltagspraxis werden sollten.
Die rege Teilnahme aus dem Publikum, das aus einem Vertreter des Bundesministeriums
für Gesundheit und Soziale Sicherung, sowie Vertreterinnen und
Vertretern der Selbsthilfeverbände, der Gemeinsamen Servicestellen,
der externen Verwaltung, der Suchtberatung und der Arbeitgeber bestand,
mit interessierten Fragen und Anregungen zeigte, dass die Arbeit der
Gemeinsamen Servicestellen aus dem Reha- und Teilhabegeschehen nicht
mehr wegzudenken ist.