Wohnformen
für Menschen mit Behinderungen in Schweden
Vortrag von Boel Ballke
anlässlich der Fachtagung
Mitten drin - Gleiche Chancen für Menschen mit Behinderungen
am 13. und 14. September 2004 in Bad Kreuznach
Auf der Karte sieht Schweden dünn und mickrich aus.
Es ist aber das viertgrößte Land Europas. Und sehr geräumig.
Nur 3% von der Fläche ist besiedelt.
Die Hälfte de Bevölkerung lebt in den Großstadtgebieten:
Stockholm, Göteborg und Malmö.
Dass 1,2 Mio. Einwohner mit einer herabgesetzten Funktionsfähigkeit
leben bedeutet nicht, dass es über 1 Mio. Behinderte in Schweden
gibt. Zu den 1,2 Mio. gehören unter anderen
- 800 000 Rheumatiker
- 780 000 Schwerhörige
- 600 000 Bewegungsbehinderte
- 120 000 Kinder mit eine neuropsychiatrische Diagnose
Ich werde Ihnen in der kommenden halbe Stunde über:
- Das politische System
- Die allgemeine Sozialversicherung
- LSS – eine Art
Schwerbehindertengesetz
- Schule, Ausbildung und Berufsleben - Schwerpunkt Menschen mit Behinderungen
erzählen.
Und dazwischen über Oskar, Päivi und Fredrick – drei
junge Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen.
DAS POLITISCHE SYSTEM
Es gibt drei Beschlussebenen in Schweden:
- Eine zentrale mit Reichstag und Regierung
- Eine regionale Ebene mit 21 Provinziallandtage
- Eine lokale Ebene mit 289 Gemeinden/Kommunen
Jedes
vierte Jahr im September werden die Parlamente gleichzeitig gewählt.
Um die geografischen Verhältnisse etwas zu verdeutlichen, folgen
ein paar statistische Zahlen:
Provinz Stockholm 1,7 Mio., Gemeinde Stockholm 700 000, Gotland 57 000
und Bjurholm 2 000 Einwohner. Die größte Gemeinde der Welt,
Kiruna, hat wie Sachsen-Anhalt fast 20 000 Quadratkilometer.
Zentrale Aufgaben: Gesetzgebung, Planung, Arbeit und
Sozialversicherung.
Die Provinziallandtage sind für so was zuständig
was zu groß und umfassend ist für die Gemeinden. Und das
ist das Gesundheitswesen und Fürsorge samt Arzneimittelkosten.
Zur 70 % werden diese Aufgaben mit Personensteuer finanziert. Im Provinz
Stockholm beträgt in dieses Jahr der Steuersatz 11,62 %. Ein bisschen
Geld bekommt man von Staat.
Und dann gibt es auch die Patientengebühren z.B.:
- Arztbesuch 14 €
- Krankenschwesterbesuch 7 €
- Notaufnahme Krankenhaus 26 € Erwachsene und 14 € Kinder.
Die Gemeinden sind für den Rest zuständig:
Bildung, Wohnungsbau, sozialer Service, Altersfürsorge u. Pflege
samt Menschen mit körperliche, geistige oder psychische Behinderung.
Diese Aufgaben werden auch hauptsächlich mit 22 % der Einkommensteuer
finanziert.
Im Unterschied zu Deutschland hat nur der Reichstag gesetzgebende Befugnis.
Die Provinzen und Gemeinden finanzieren ihre Wirksamkeit hauptsächlich
mit Einwohnersteuern. Die Dienstleistungen werden zum größten
Teil mit eigenem Personal (insgesamt fast 850 000 Angestellte) ausgeführt.
Es gibt also wenig private Träger.
Die Verantwortung für Rehabilitation ist auf diese drei Ebenen
verteilt.
Schweden in den 90er Jahren
Es ist noch nicht so lange her, da durchlebte Schweden eine tiefgehende
Krise mit:
- Bankpleiten
- Massenarbeitslosigkeit (im Laufe von zwei 2 Jahren von 3,5% bis
15%. heute 6 %)
- Miserable Staatsfinanzen
- Verschlechterte kommunale Leistungen
- Kräftige Einschnitte in der Sozialpolitik</li>
Gleichzeitig wurden einige große und wichtige Reformen durchgeführt.
Neue Gesetze kamen auch dazu, unter anderem ein Schwerbehindertengesetz.
Dazu komme ich gleich. Zuerst aber etwas über die Sozialversicherung.
Die Sozialversicherung
Erhebliche Einschnitte in der Sozialpolitik trafen die Sozialversicherung.
Der Grundcharakter dieser Versicherung ist aber geblieben: Sie ist immer
noch ein Ausdruck für das, was wir "Die allgemeine Wohlfahrtspolitik"
nennen. Dass heißt:
- sie umfasst alle in Schweden lebende Personen
- sie wird mit Sozialabgaben und Steuern finanziert
- sie besteht aus über 30 verschiedene Versicherungsarten
- Träger sind die lokalen, allgemeine Versicherungskassen
Die Sozialversicherung / Krankenversicherung
Wer krank wird oder ein Unfall erlitten hat und deshalb nicht arbeiten
kann, hat während den ersten 3 Wochen Anspruch auf Lohnfortzahlung
mit 80 % des Gehaltes von dem Arbeitsgeber. Ausnahme der erste Tag.
Der sogenannte Karenztag. Ab 3 Wochen bezahlt die Versicherungskasse.
Auch 80 % des Gehaltes.
Nach 4 Wochen ist der Arbeitsgeber verpflichtet, zusammen mit der Versicherungskasse
und den Betroffenen eine Rehabilitationsuntersuchung durchzuführen.
Kommt man da zu der Schlussfolge dass eine Rehabilitation nötig
ist, mit z. B.: Arbeitsfähigtests, Berufstraining oder Ausbildung,
hat der Betroffene Anspruch auf Rehabilitationszuschuss. Auch mit 80
% d. Gehaltes.
Sozialversicherung / Familien mit Kinder
Es gibt folgende Leistungen:
- Elterngeld
Anspruch auf 450 Tage Elternurlaub. 80 % die ersten 360 Tage, danach
90 Tage mit 6 €/Tag.
- Wer ein krankes Kind (bis zum Alter von 12 Jahren) pflegt, erhält
60 Tage im Jahr 80 % des Gehaltes. Ausnahmen sind möglich.
- Kindergeld ( 95 € im Monat bis zum Abitur)
- Unterhaltsbeihilfe
Wer ein krankes oder behindertes Kind zu Hause pflegt, kann ein Pflegezuschuss
erhalten. Bis 3 000 € im Jahr, um die Mehrkosten zu decken. Ab
dem 19. Lebensjahr gibt es eine Behindertenzulage in der selbe Höhe.
Renten
Es gibt 1,5 Mio. Altersrentner und 400 000 Frührentner in Schweden.
Junge Menschen mit herabgesetzter Funktionsfähigkeit bekommen statt
Rente ein befristetes Krankengeld oder für längstens drei
Jahre einen Aktivitätszuschuss.
Zur Sozialversicherung gehört auch die Berufsschadenversicherung.
Diese bezahlt zum Beispiel einen Ausbildungszuschuss für Menschen,
die sich wegen Krankheit oder Behinderung umschulen müssen oder
Wohngeld für Familien mit Kindern.
Die Behindertenzulage wegen Mehrkosten habe ich eben erwähnt und
zur Assistentenzuschuss komme ich gleich.
LSS / allgemein
Gesetz über Hilfs- und Dienstleistungen für bestimmte Personen
(unter 65 Jahre) mit herabgesetzter Funktionsfähigkeit
Mitten in der Krise in der 90er Jahren hat man es geschafft, einige
wichtigen Reformen durchzuführen. Dazu gehört das Schwerbehindertengesetz,
LSS genannt. Es umfasst die Zuständigkeit für ungefähr
50.000 Personen.
- Menschen mit geistiger Behinderung
- Menschen mit nicht alterbedingten Gehirnschäden
- Menschen mit großer, bestehender, nicht altersbedingter körperlicher
oder psychischer Behinderung.
LSS
Das Gesetz beinhaltet zehn Rechte:
- Beratung und persönliche Hilfsleistung z.B. Krankengymnasten,
Logopäden und Psychologen.
- Persönliche Assistenz – jemanden, wer das macht, was
man selbst nicht machen kann, wer Deine Beine, deine Augen oder deine
Hände ist.
- Begleiterdienst (wenn kein Bedarf von persönlicher Assistenz
vorliegt)
- Kontaktperson (um sozialer Isolierung zu vermeiden)
- Ablösungsservice zu Hause (um das Leben für Angehörige
zu erleichtern)
- Zeitbegrenzte Aufenthalte ausser Haus
- Aufsicht vor und nach der Schule und in den Ferien bis Schulabschluss
mit 19/20 Jahre.
- Familienwohnheim oder Gruppenwohnung für Kinder und Jugendliche,
die nur zeitweise oder gar nicht zu Hause wohnen können.
- Wohnung mit besonderen Service oder behindertengerechte Wohnung
für Erwachsene
- Tägliche Beschäftigung für Personen mit geistiger
Behinderung oder Gehirnschaden
Für diese, kostenfreie Hilfs- und Dienstleistungen sind, mit Ausnahme
von Punkt 1. die Gemeinden verantwortlich. Punkt 1. ist eine Aufgabe
für die Provinzen
Päivi
Mit
18 Jahre besucht Päivi das Gymnasium. Sie wird immer mehr verschlossen
und schweigsam. Einige Klassenkameraden machen sich sorgen und wenden
sich an der Schulschwester. Die Schwester, der Schulpsychologe und der
Schularzt treffen sich mit Päivi und ihre Familie.
Päivi besucht danach eine ambulante psychiatrische Einrichtung
für finnischsprechende Kinder und Jugendliche. Für diese Einrichtungen
sind die Provinzen verantwortlich.
Es geht so einigermaßen. Sie macht Abitur. Mit 20 hat sie einen
festen Job im kommunalen Pflegedienst, wo ihre Sprachkenntnisse sehr
geschätzt werden. Sie bleibt aber oft zu Hause. Lässt manchmal
nicht einmal von sich hören.
Das führt dazu, dass der Arbeitgeber sich mit der lokalen Versicherungskasse
in Verbindung setzt, und man errichtet zusammen mit Päivi und ein
Vertreter der kommunalen Sozialfürsorge ein Rehabilitationsplan.
Päivi bekommt neue Arbeitsaufgaben, ein Mentor, einen festen Kontakt
mit der ambulanten Psychiatrie und mit Hilfe der Sozialfürsorge
eine eigene Wohnung.
Nun kann man nur die Daumen drücken und hoffen, dass es sich hier
nicht um die ersten Anzeichen einer schweren psychischen Krankheit handelt.
Das würde für Päivi bedeuten, dass sie bei der Gruppe
von Menschen mit Behinderungen landet, die die größten Schwierigkeiten
in Schweden haben.
BILDUNGSSYSTEM
Die meisten funktionsbehinderten Kinder leben bei den Eltern (hier spielt
Ablösungsservice und Kurzzeitheim eine wichtige Rolle), sie haben
einen Platz in der regulären Vorschule, Grundschule oder Gymnasium
Das Bildungssystem ist recht unkompliziert:
- Vorschule 0-6 Jahre
- Eine 9-jährige Grundschule
- und ein 3-jähriges Gymnasium
Kinder mit geistiger Behinderung können, müssen aber nicht
die zehnjährige Grundsonderschule besuchen. Die Grundsonderschulklassen
sind meistens in den normalen Schulen integriert. Zur Zeit gibt es 8600
Schüler in den Grundsonderschulen. Die normale Grundschule umfasst
z.Z. 1 Mio. Kinder. Der Behindertenombudsman möchte die Sonderschulklassen
abschaffen.
Es gibt auch 6 Spezialschulen für gehörlose, sprachgestörte,
blinde und multibehinderte Kinder. Insgesamt besuchen zur Zeit 800 Grundschüler
die Spezialschulen.
Das Gymnasium ist 3-jährig (derzeit 306.000 Schüler) mit Ausnahme
von dem Sondergymnasium (4.800). Es gibt auch einige Gymnasien für
Schwerbehinderte Jugendliche (insgesamt 175 Schüler).
Die Gemeinden sind verpflichtet, zuzusehen, dass es funktioniert mit:
- Speziallehrer
- angepasste Schulgebäude
- Schulfahrten
- Schulassistenten
- Aufsicht vor und nach der Schule und in den Ferien.
Die Rehabilitationszentren der Provinzen müssen Ressourcen für
medizinische Behandlung, Physiotherapie, Sprachtherapie u.s.w. anbieten.
Erwachsenenbildung
Zum kommunalen Bildungssystem gehört auch die Erwachsenbildung.
Eine wichtige Rolle für Menschen mit Behinderungen spielen auch
die Heimvolkshochschulen. Viele sind für Menschen mit Behinderungen
angepasst. Hier gibt es die Möglichkeit, einzelne Fächer,
Abschlüsse oder Berufsausbildungen zu absolvieren. Träger
sind Kirchen, Gewerkschaften, Stiftungen u .s.w.
Oskar
Oskar ist 16 Jahre alt und hat Down Syndrom.
- Er hat eine normale Vorschule besucht.
- und geht jetzt in eine Grundsonderschulklasse die in eine normale
Schule integriert ist.
- Die ersten Schuljahre hat er einen normalen Hort und später,
nach der Schule, einen Hort für Behinderte besucht. Dann wollte
er nicht mehr, sondern er nimmt nur an den Ferienangeboten teil.
- Ein Wochenende im Monat verbringt er in einem Kurzzeitheim, bei
einer Familie, die Oskars Eltern ausgesucht haben. Oskar ist eine
sehr charmante Person, die viel Platz für sich beansprucht. Es
ist sehr wichtig für sein jüngerer Bruder Johan, die Eltern
auch mal für sich zu haben.
Als Oskar jünger war hatten die Eltern auch die Möglichkeit
zu Hause abgelöst zu werden.
- Oskar hat auch eine Kontaktperson. Man kann Freundschaft nicht
kaufen – aber manchmal muss man. Oskars Kontaktperson Andreas
ist Student und macht das ehrenamtlich. Die beiden unternehmen so
was, was Oskar gerne macht. Mac Donalds zu besuchen, mit der Bus fahren
u s.w.
- Oskar hat auch einen persönlichen Plan. Das bedeutet, dass
Oskar und seine Eltern sich mit den Leuten, mit denen Oskar zu tun
hat, ein oder ein paar Mal im Jahr trifft. Oskar ist mit seinen Vorstellungen
und Wünschen die Hauptperson. Man versucht dabei, kurz- und langfristige
Perspektiven für Oskar zu entwickeln. Verantwortlich dafür,
dass diese Treffen zu Stande kommen, sind kommunal Angestellte. Sie
beklagen sich oft darüber, wie mühsam es ist, alle an einen
Tisch zu versammeln. Sie vergessen aber dabei, dass es sonst immer
die Aufgabe den Eltern war.
- In ein paar Jahre geht Oskar weiter zum Gymnasium. Und danach ist
er berechtigt, eine sinnvolle Beschäftigung zu erhalten.
- Wahrscheinlich wird er auch an einer Erwachsenbildung teilnehmen,
damit er nicht vergisst, was er in der Schule gelernt hat.
- Eine eigene Wohnung mit gewissem Service ist auch geplant.
Oskar bekommt Sprachtraining bei einem Rehabilitationszentren der Provinzen.
Als Erwachsener bekommt er auch Rente von der Sozialversicherung. Ein
Pflegezuschuss wegen Mehraufwand war und ist nicht derzeit nicht erforderlich.
Ãœbergang zum Erwerbsleben
Vom Gymnasium, Erwachsenenbildung, Volkshochschule, Universität
oder Hochschule geht rüber ins Berufsleben. Oder als geistig Behinderter
in eine Beschäftigung.
Es gibt 400 staatliche, lokale Arbeitsämter in Schweden, davon
einige spezielle Ämter für Menschen mit Behinderungen. Dafür
braucht man eine ärztliche Überweisung.
Diese Ämter bieten neben Rat verschiedene Funktionsprüfungen
und Tests an. Sie sind auch verantwortlich für arbeitstechnische
Hilfsmittel und Arbeitsplatzgestaltung.
SAMHALL
Es gibt aber eine andere Möglichkeit – nämlich Samhall.
Samhalls Aufgabe ist es, Menschen mit eingeschränkter Arbeitsfähigkeit
sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten zu bieten.
Es funktioniert wie ein normales Unternehmen mit zur Zeit 31.000 Angestellte.
Industrielle Fertigung für z B IKEA und H&M ist ein Standbein.
Dienstleistungen ein anderes. SAMHALL wird zur Hälfte von Verkaufserlöse
und zur Hälfte von staatlichen Zuschüsse finanziert. Ca. 10.000
Personen pro Jahr verlassen Samhall für eine reguläre Arbeit.
Ãœbergang zum Erwerbsleben II
Hier wird ein bisschen mehr detailliert das Angebot für Menschen
mit Behinderungen gezeigt. Arbeitstechnische Hilfsmitteln und Arbeitsplatzgestaltung
habe ich schon erwähnt.
Bei Rehabilitation werden die Reisekosten, Wohnkosten, Begleitperson
übernommen und es gibt einen Rehabilitationszuschuss in Höhe
von 80% des Gehaltes.
Mögliche Leistungen für den Arbeitsgeber sind: Hilfsmittel,
Arbeitsplatzgestaltung und Lohnkostensubvention.
Behinderte Menschen, die sich selbständig machen möchten,
erhalten eine Wirtschaftsbeihilfe.
Frederik
Fredrik ist 24 Jahre alt, Tischler und nach einen Tauchunfall Quersnittsgelähmt.
Im Krankenhaus hat man ein Rollstuhl ausprobiert. Und bevor es weiterging
zu einer Rehabilitationseinrichtung, haben sich Fredrik, die Ergotherapeutin
und eine Sozialfürsorgerin vom Krankenhaus, ein Vertreter von Fredriks
Gemeinde und ein Vertreter der Versicherungskasse getroffen, um zu planen.
In diesen Fall war der Arbeitgeber nicht dabei. Aber das kommt auch
vor.
Laut LSS, dem Schwerbehindertengesetz, soll die Gemeinde zusehen, dass
Fredrik – auf jeden Fall am Anfang – persönliche Assistenz
bekommt. Fredrik kann selbst seine Assistenten auswählen. Die Versicherungskasse
bezahlt die Assistenz mit einem Assistentenzuschuss.
Die Gemeinde ist auch verantwortlich für den Fahrdienst, bis Fredrik
ein behinderungsangepasstes Auto Bekommt und für den Umbau seiner
Wohnung.
Die Sozialversicherung bezahlt ihn zuerst Krankengeld in Höhe
von 80% sein ehemaligen Gehalt und auch ein Beitrag für ein neues
Auto. Eine Behindertenzulage wegen Mehrkosten kommt später dazu.
Zum
Schluss bekommt er eine Ãœberweisung zum Rehabilitationsarbeitsamt.
Also ein Arbeitsamt für Behinderte. Da macht man verschiedene Untersuchungen
und Tests. Fredrik macht eine Computerausbildung und bekommt in der
Ausbildungszeit ein Rehabilitationszuschuss von der Versicherung –
auch 80 % des Gehaltes.
Die Tischlerei wo er vor dem Unfall arbeitete, hatte keine Möglichkeiten,
ihn weiter zu beschäftigen. Letztlich findet man ein en anderen
Arbeitsgeber. Fredrik kann aber nicht Vollzeit arbeiten und bekommt
deshalb eine halbe Rente von der Sozialversicherung. Für seine
Arbeit bekommt er ein normales Gehalt. Der Arbeitsgeber bekommt aber
eine Lohnkostensubvention, weil Fredrik noch nicht eine vollwertige
Arbeit leisten kann. Das Arbeitsamt stellt sicher, das der Arbeitsplatz
richtig ausgestattet wird. Der Staat finanziert einen Teil davon –
der Arbeitgeber muss aber auch einen Beitrag leisten.
Schweden ist immer noch ein Wohlfahrtsstaat. Als Behinderter kann man
ziemlich gut leben. Es gibt aber Probleme – die nicht unbedingt
mit Geld zu tun haben. Ein Problem können Sie bestimmt ahnen: Das
ist, dass die Verantwortung in solchen Fällen ai vier verschiedenen
Hände liegt. Es wird Doppelarbeit geleistet. Dass ein Amt nicht
weiss, was das andere tut. Fredrik muss selbst einen riesengroßen
Haufen von Bälle selbst in der Luft halten. Es wird z.B. überall
ärztliche Bescheinigungen verlangt, nur, das ist eine Vollzeitarbeit.
Fredrik ist ein fähiger Mensch. Er muss aber auch mit einer schweren
Umstellung und seinen Gedanken über die Zukunft kämpfen.
Zusammenfassung
- Drei politische Ebenen
- bürgernahe Dienstleistungen - die Gemeinden tragen eine große
Verantwortung
- Wenig private Träger
- Eine überwiegend flächendeckende Sozialversicherung
- Ein Schwerbehindertengesetz, in dem persönliche Assistenz
eine wichtige Rolle spielt
- Ein hohes Maß von Integration