Durchhalten lohnt sich
Erika
Michels aus Illerich hat es geschafft: Ihre Assistenz ist nach fast
fünfjährigem Verfahrensmarathon endlich gesichert. Am 9.9.1999
stellte die Rollstuhlbenutzerin den Antrag auf Kostenübernahme
für Persönliche Assistenz im Umfang von neun Stunden täglich
bei ihrem Sozialhilfeträger. Da sich die Amtsärztin bei einem
Begutachtungsbesuch sehr positiv äußerte und den Hilfebedarf
anerkannte, konnte zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen, wie lange es dauern
würde, bis die schwer rheumakranke Frau die notwendigen Hilfen
erhalten würde.
Doch leider wechselte das Gesundheitsamt, bevor die Ärztin das
Gutachten erstellte, unter das „Dach" des Landratsamtes.
Und schon fiel das Gutachten weitaus negativer aus, als zunächst
angekündigt...
Was Erika Michels durchleben und – ohne pathetisch zu werden
– durchleiden musste, kann nicht in einem einzigen Bericht beschrieben
werden. Da sich ihr Gesundheitszustand sowohl hinsichtlich der rheumatischen
Erkrankung, als auch einer chronischen Darmerkrankung immer mehr verschlechterte,
musste Erika Michels im Laufe der Zeit ihren Antrag auf eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung
ausdehnen. Seit einigen Monaten muss sie wegen einer zusätzlichen
Nierenerkrankung dreimal wöchentlich zur Dialyse.
Außerdem wurden ihr im Mai dieses Jahres bei einer Operation
drei Liter Eiter aus dem rechten Bein und zusätzlich das durch
den Eiter „zerfressene" Hüftgelenk entfernt. Wie viele
der gesundheitlichen Verschlechterungen auf der permanenten Unterversorgung
beruhen, kann nur gemutmaßt werden, denn die Behörde bewilligte
ihr nur sieben Stunden täglich, die sie so aufteilen sollte, dass
damit der 24-Stunden-Bedarf abgedeckt sei.
Und immer wieder stand die Drohung „Heim" im Raum. Ein
sehr guter Rechtsanwalt, die Unterstützung durch ForseA und das
Zentrum für selbstbestimmtes Leben in Mainz sowie mehrere Einstweilige
Verfügungen und das Einschalten des rheinland-pfälzischen
Sozialministeriums waren letztendlich notwendig, bis die Kostenübernahme
durch den Sozialhilfeträger plus dem rheinland-pfälzischen
Persönlichen Budget endlich gesichert war.
Erika Michels ist glücklich darüber, nicht aufgegeben zu
haben, denn ein Leben in einem Heim, rausgerissen aus ihrem Haus und
ihrem sozialen Umfeld, konnte sie sich nicht vorstellen. „Obwohl
es eine sehr schwere Zeit war, die an meinen Kräften gezehrt hat,
bin ich froh, dass ich es durchgestanden habe. Ein Leben in den eigenen
vier Wänden ist durch nichts zu ersetzen. Ich kann allen in ähnlicher
Situation raten nicht aufzugeben und sich die notwendige Unterstützung
zu holen, denn das Ziel ist es wert. Ich bin allen unendlich dankbar,
die mich auf diesem schweren Weg unterstützt haben und mir immer
wieder Mut gaben nicht aufzugeben".
Illerich, Juli 2004