Selbstbestimmt Leben mit Persönlicher Assistenz
10.00 - 14.00 Uhr
im Leipziger Sendezentrum des mdr,
Kantstr. in Leipzig
Veranstalter Mobiler Behindertendienst Leipzig e.V.
Kontaktzentrum für Persönliche Assistenz,
Tel. 0341 5800041
- E-Mail: alexander.pansa@t-online.de
Beratungsmöglichkeit zur Assistenz
17.00 - 19.00 Uhr im Kontaktzentrum für
Persönliche Assistenz,
Weinligstraße 11, 04155 Leipzig mit Elke
Bartz und Alexander Pansa
Veranstalter Mobiler Behindertendienst Leipzig e.V.
Kontaktzentrum für Persönliche Assistenz,
Tel. 0341-5800041
- E-Mail: alexander.pansa@t-online.de
Veranstaltungsbericht
v.l.n.r.: Dr. Marion Michel, Elke Bartz, Alexander Pansa, Isolde Hauschild |
Der Mobile Behindertendienst Leipzig e.V. - Kontaktzentrum
für Persönliche Assistenz hatte zum öffentlichen Forum mit dem Thema
"Selbstbestimmt Leben mit Persönlicher Assistenz" am 2. Mai eingeladen.
Rund 50 TeilnehmerInnen und Teilnehmer
folgten dieser Einladung in den Konferenzraum des Mitteldeutschen Rundfunks
(MDR). Besonders erfreulich war, dass sich nicht nur körperbehinderte Menschen
für das Thema interessierten, sondern auch blinde und gehörlose, sowie etliche
in der Behindertenarbeit Tätige.
Alexander Pansa, Sozialwirt und Leiter des Kontaktzentrums
Persönliche Assistenz begrüßte die Anwesenden,
stellte die Referentinnen vor und führte kurz ins Thema ein. Daran anschließend
gab Dr. Marion Michel, Medizinsoziologin an der Universität Leipzig, eine sehr
gute Übersicht über die Situation behinderter Menschen in den unterschiedlichen
Lebensbereichen. So erläuterte sie unter anderem, dass selbst Ärzte sich
hilflos und unerfahren im Umgang mit behinderten Menschen zeigen. In deren
Studium kommt das Thema Umgang mit Behinderten oder gar Bedürfnisse behinderter
und chronisch kranker Menschen so gut wie gar nicht vor.
Isolde Hauschild, eine der beiden ersten behinderten Arbeitgeberinnen in Sachsen |
Welche Möglichkeiten die Persönliche
Assistenz bietet, was das Arbeitgebermodell für Vorteile beinhaltet, aber auch
welche Verantwortung es mit sich bringt, stellte Elke Bartz in ihrem Referat
dar. Sie verglich die verschiedenen Möglichkeiten der Versorgung wie in voll-
und teilstationären Einrichtungen, der Hilfe durch ambulante Dienste und
Sozialstationen, sowie der Unterstützung durch Familienangehörige miteinander.
Gerade bei den Hilfeleistungen durch Partner kommt es oft dazu, dass sich eine
partnerschaftliche Beziehung wie eine Ehe über kurz oder lang in ein reines Pflegeverhältnis
wandelt. Viele Beziehungen halten dem nicht stand und zerbrechen über kurz oder
lang daran. Persönliche Assistenz in Anspruch zu nehmen ist in solchen
Beziehungen oft eine gute Lösung, um die Partnerschaft nicht zu gefährden.
Isolde und Elke Hauschild, zwei an
Muskeldystrophie erkrankte Schwestern, sind die ersten - und bisher vermutlich
einzigen - behinderten Arbeitgeberinnen in Sachsen. Isolde Hauschild berichtete
sehr anschaulich, wie Dornen reich der Weg dorthin für ihre Schwester für sie
und ihre Schwester war und auch immer noch ist. So mussten sie ihre berechtigten
Ansprüche erst vor dem Verwaltungsgericht erkämpfen. Auch jetzt, seit sich der
Hilfebedarf von Elke Hauschild als Folge einer lebensgefährlichen Lungenentzündung
erhöht hat, wird dieser Bedarf nicht unproblematisch anerkannt. Doch wie meint
Isolde Hauschild: " Der Kampf lohnt sich allemal, denn ins Heim zu gehen, kommt
für uns auf keinen Fall in Frage. Angehörige, die uns helfen können, haben wir
nicht. Und einen ambulanten Dienst, der uns die Hilfeleistungen im notwendigen
Umfang und flexibel erbringen kann, gibt es nicht hier in Leipzig."
Für die TV-Sendung "Selbstbestimmt" gab Elke Bartz noch ein Interview, das am 30.06.01 um 10.00 Uhr vom MDR ausgestrahlt wird. |
Ihre Darstellungen haben sicher vielen der Anwesenden Mut
gemacht zu überlegen, ob sie die notwendigen Hilfeleistungen nicht auch über
das Arbeitgebermodell sichern sollen. In der Diskussion wurde deutlich, wie
wichtig es ist, verschiedene Alternativen von Hilfsangeboten nebeneinander
vorzufinden, damit alle die für sie richtige wählen können.
Alexander Pansa gab zum Abschluss einen kurzen Ãœberblick
über die Arbeit des Kontaktzentrums Persönliche Assistenz und bot Unterstützung
bei Fragen in Sachen Assistenz an.
Am Abend des gleichen Tages gab es das Angebot zur
Beratung und zum intensiven Austausch im Cafe Mobile, im Beratungszentrum des
Mobilen Behindertendienstes Leipzig e.V.
Nicht nur körper-, sondern auch sinnesbehinderte Menschen folgten der Einladung in das Sendezentrum des Mitteldeutschen Rundfunks |
Dabei wurde sehr deutlich, in welch menschenunwürdigen
Situationen schwerstpflegebedürftige Menschen leben - wenn hier überhaupt noch
von leben und nicht von bloßem Existieren
geredet werden kann. Weil es keine ausreichenden Hilfsangebote gibt,
können z.B. viele nicht ausreichend trinken, denn sie haben niemanden, der
ihnen zur Toilette hilft. Wer stürzt, muss unter Umständen etliche Stunden,
manchmal verletzt, auf Hilfe warten, bis endlich der ambulante Dienst zur
üblichen Zeit erscheint. Dass es dabei nur noch gilt, das nackte Leben zu
sichern und von Lebensqualität keine Rede mehr sein kann, wird auch der größte
Ignorant nicht in Frage stellen können. Und es ist weiterhin bezeichnend, dass
selbst solch unterversorgt lebenden Menschen die eigenen vier Wänden einer
Anstalt vorziehen. Hier ist der Gesetzgeber gefordert, die rechtliche Grundlage
zu verbessern, damit diesen Menschen der Zugang zur Persönlichen Assistenz
vereinfacht wird und menschenunwürdige Lebenssituationen bald der Vergangenheit
angehören. Gemeinsames Handeln und Forderungen an den Gesetzgeber von allen
behinderten Menschen, gleichgültig mit welcher Behinderung lebend, ist dabei
nötig, waren sich alle Anwesenden in der Gesprächsrunde einig.