Diskussions-Forum:
Assistenz - das Ende der Profession?
10. Mai 2001 14.00 Uhr
in der Hephata-Kirche, Rheydter Str.
128-130, Mönchengladbach
Assistenz:
"In allen äußeren Veränderungen der
Stiftungsarbeit geht es uns um einen tiefgreifenden Haltungswechsel in unserem
Verhältnis zu Menschen mit Behinderung....
Es ist unser Ziel, Hilfe als
eine Assistenz zu verstehen, die sich löst von dem Muster der Bevormundung
und Bemächtigung und Menschen mehr Selbstbestimmung zutraut und
ermöglicht."
aus der Botschaft der Evangelischen Stiftung Hephata, 1999
Der Selbstbestimmungsansatz in seinen unterschiedlichen
Ausprägungen veränÂdert derzeit die soziale Arbeit und wird das
in Zukunft noch viel grundlegender tun.
Im Diskussions-Forum
Assistenz - das Ende der Profession - das die Evangelische
Stiftung Hephata in Zusammenarbeit mit der Forsea-Assistenz-Tour gestaltet -
soll über die Entwicklung des professionellen Selbstverständnisses,
das sich aus der Grundhaltung als Assistent ergibt, gedacht und geredet
werden.
Programm
13:30 |
Ankommen
einchecken
Musik: Die Rockers |
14:00 |
Begrüßung
PD Dr. Johannes Degen
Direktor der Evangelischen
Stiftung Hephata |
14:15 |
Vier Statements zu Assistenz-Modellen
1. Vom Betreuer zum Begleiter
Uli Niehoff
Bundesverband Lebenshilfe, Marburg
2. Wir sind doch selber Profis - wenn man uns nur
lässt!
Elke Bartz, Vorsitzende Forsea, Berlin
3. Es geht auch ganz ohne Profis
Dr Manfred Lütz
Brücke-Krücke integrative Behinderten Nichtbehindeffen Gruppe ohne
professionelle Begleitung, Bonn
4. Assistenz für Menschen mit Behinderung auf ihrem
Weg zu Selbstbestimmung und Integration
Wolfgang Wittland, Hephata Wohnen
gGmbH |
15:15 |
Pause
Kaffee, Kuchen
Musik: Die Rockers |
16:00 |
Diskussion
Doderation: Sabine Damaschke, Rundfunk-Journalistin,
Düsseldorf |
17:30 |
Zum guten Schluss
Günter van de Loo,
Hephata Wohnen gGmbH
Musik: Die Rockers |
Anmeldungen an
Evangelische Stiftung Hephata
z.Hd. Frau Britta
Schmitz
Rheydter Str. 128-130
41065 Mönchengladbach
Assistenz - das Ende der Profession?
Diskussions-Forum gemeinsam mit FORSEA (Forum selbstbestimmter Assistenz
behinderter Menschen)
10. Mai 2001, Hephata-Kirche MG
Das waren die Rockers - Musiker aus dem Ruhrgebiet (Waltrop), die schlicht
fragen "Geistig behindert - na und?". Danke den Musikern - und Ihnen allen
ein herzliches Willkommen - Gäste von zT weit her, Mitarbeitende, Eltern
und Interessierte. Vor allem aber: Frau Bartz und Frau Becker, die Sie heute
im Rahmen der Assistenz-Tour bei uns halt machen, als Vertreterinnen des
Forums selbstbestimmter Assistenz behinderter Menschen. Gemeinsam haben wir
dieses Diskussionsforum vorbereitet zum Thema "Assistenz - das Ende der
Profession?" Ihnen einen ganz herzlichen Dank für Ihr Engagement, und dieser
Dank gilt auch Ihnen, Herr Niehoff, und Ihnen, Herr Dr. Lütz, die Sie mit
Ihren Erfahrungen und Einsichten heute ebenfalls zu diesem Forum beitragen.
Eingeschlossen in den Dank sind zugleich alle Mitarbeitenden unserer
Stiftung, die sich in der Vorbereitung und Durchführung des Forums
engagieren.
Im Titel unserer Veranstaltung heute liegt nicht ohne Absicht eine gewisse
Betonung auf dem Fragezeichen. Verstehen Sie dieses Fragezeichen bitte als
einen Hinweis darauf, dass wir offen und kritisch miteinander reden wollen.
Es geht um nichts weniger als um eine grundlegende Verständigung darüber,
wie wir - d.h. Menschen mit Behinderung und Profis in der sogenannten
Behindertenhilfe, Nutzer und Helfer - miteinander in Zukunft umgehen wollen.
Unsere Beziehungen zueinander sind alt geworden. Das Stichwort Assistenz
signalisiert die Notwendigkeit einer grundlegenden Neuorientierung. Dazu
vier kurze Hinweise.
1. Es gibt meines Erachtens nichts Wichtigeres als den Respekt vor der
Freiheit des Anderen, mit dem ich lebe und arbeite. Was der oder die andere
dabei an Möglichkeiten hat, diese Freiheit zu leben, sich zu artikulieren
und zu behaupten, spielt zunächst einmal keine Rolle. Die Grenzen, diese
Freiheit einzuschränken, können meines Erachtens nicht eng genug gezogen
werden und es muß, wo dies dann doch notwendig zu sein scheint, jedes Mal
offen oder im Hintergrund stets eine menschlich vertretbare Begründung
gegeben werden. Die erste und grundlegende Frage lautet daher: sind unsere
Beziehungen diesem Ziel verpflichtet, die Freiheit des/der Anderen zu
respektieren, mehr noch: sie im Rahmen des irgend möglichen zu begleiten und
sie spürbar wachsen zu lassen? Alle anderen Fragen sind dieser Frage
nachgeordnet.
Wir haben es mit dem Stichwort Freiheit übrigens mit einem Zielwert und
Handlungsmuster zu tun, dass zum unveräußerlichen Kernbestand des
Christentums gehört - das Christentum ist und bleibt nämlich in erster Linie
eine Freiheitsbewegung. Daraus können wir den entscheiden Impuls für die
Gestaltung unserer Beziehungen und Dienste gewinnen. Daran erinnere ich ganz
besonders gern hier in unserer Stiftung!
2. Es muß heute auch um das Thema Macht gehen. Helfende und begleitende
Beziehungen vollziehen sich immer mit dem Einsatz von Macht, und es wäre
nicht nur blauäugig, sondern auch schlichtweg falsch, wenn wir es uns zum
Ziel setzen würden, auf Macht im Miteinander gänzlich zu verzichten.
Fachliche Zielsetzungen und institutionelle Gegebenheiten üben stets einen
gewissen Zwang aus, den die Handelnden immer auch in ihre Beziehungsarbeit
einbringen. Das ist eine Realität, aber vor diesem Hintergrund müssen wir
uns jeweils ganz auf den Einzelnen bezogen fragen, ob unsere Fachlichkeit
und unsere Dienste sich daran messen, dass zu allererst der einzelne Mensch
in seinem Wachstum gefördert wird, dass ihm zumindest ein Erhalt seiner
Kräfte durch Begleitung möglich ist oder ihm die Minderung seiner Kräfte
erleichtert wird. Summa summarum würde dies auf das Ziel hinauslaufen, einen
möglichst machtarmen Umgang miteinander zu versuchen.
3. Es nützt nichts, das Stichwort "Assistenz", das wir uns bewusst auf
die Fahnen geschrieben haben, dort auf den Fahnen zu belassen und es bei
passenden oder unpassenden Gelegenheiten wie ein Heiligtum vor uns her zu
tragen. Uns liegt - das möchte ich hier sehr deutlich aussprechen - auch
nicht daran, uns als altehrwürdige Institution mit progressiven Schlagworten
zu schmücken, Assistenz als gleichsam verkaufsförderndes Markenzeichen zu
nutzen und ansonsten weiterzumachen wie bisher. Bei uns wächst die Einsicht,
dass es unter der Ãœberschrift Assistenz um eine wohl sehr tief reichende
Änderung unserer Haltung in der Arbeit geht, um eine neue Einstellung, die
unter heutigen Bedingungen dem Freiheits- und Lebensstreben der Menschen
gerecht zu werden versucht. Haltung muß ausprobiert werden, hier muß auch
viel ausgehandelt, verabredet, trainiert und immer wieder überprüft werden.
Wie können wir unsere Haltung thematisieren und verändern, nicht über die
Nutzer unserer Dienste hinweg und wohlmeinend "für" sie, sondern "mit
ihnen?
4. Und schließlich die Frage, was dies alles für das professionelle
Handeln und unser Selbstverständnis bedeutet. Werden Profis noch gebraucht?
Welche Profis werden gebraucht? War alles schlecht, was es bisher an Mustern
und Motiven des Handelns gab? Vor allem: Was dient dem Wachsen und der
Lebendigkeit derer, für die Profis da sind? Was wird denn wirklich anders,
wenn die Überschrift "helfen" in den Hintergrund gerückt wird, das Stichwort
"Assistenz" obenan steht? Oder gibt es da noch andere, bessere Bezeichnungen
für das, was uns wichtig ist?
Sie sehen: es gibt viel zu besprechen. Es ist schön, dass Sie in so großer
Zahl heute hier sind, um beizutragen zu notwendigen Klärungen, um unsere alt
gewordenen Beziehungen zueinander auf Freiheit und Zukunft hin zu verändern.
Mischen Sie sich ein!
Für die Moderation dieses Prozesses haben wir Sie, Frau Damaschke, als
erfahrene Journalistin gewinnen können. Vielen Dank für Ihre Bereitschaft.
Ich übergebe nun an Sie.
PD Dr. Johannes Degen
Direktor der Evangelischen Stiftung Hephata
Fünf Thesen zum Diskussionsforum Assistenz
Das Ende der Profession?
These 1
Der Begriffswechsel von "Behindertenhilfe" zu "Assistenz für Menschen mit
Behinderungen" drückt einen Wandel in den Ansichten über Behinderung aus.
These 2
Es geht im Selbstverständnis der Profis nicht nur um das "gewusst wie"; es
geht auch um das "gewusst was".
These 3
Profession ist Herstellung von Zufriedenheit aus der Sicht desjenigen, der
eine Hilfeleistung in Anspruch nimmt.
These 4
Die Verbüttelung der Helfenden kann nicht im Interesse derjenigen liegen,
die Hilfe haben wollen. Es wäre die bloße Umkehrung der Bemächtigung.
These 5
Ich sehe nicht das Ende der Profession in der sozialen Dienstleistung, wohl
aber das Ende der Professionellen mit elitärem Selbstverständnis.
Wolfgang Wittland
Mitarbeiter der evangelischen Stiftung Hephata, Mönchengladbach
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Assistenz für Menschen mit Behinderung auf ihrem Weg zu Selbstbestimmung und
Integration
Beitrag zum Diskussions-Forum: Assistenz - das Ende der Profession?
Mönchengladbach, den 10.5.2001
Zu 1:
Der Begriffswechsel von "Behindertenhilfe" zu "Assistenz für Menschen mit
Behinderung" drückt einen Wandel in den Ansichten über Behinderung aus. Die
Änderung betrifft nicht nur die Lehrmeinung über Behinderung, nicht nur die
professionelle Betrachtung von Behinderung. Sie bezieht sich vor allem auf
den Wandel der Rollen, auf die Interaktionen zwischen Dienstleistern und
Dienstleistung beanspruchenden Personen. Sie merken bereits, es wird
begrifflich etwas umständlich.
Die Rollenverteilung in helfenden Systemen war über lange Zeit eindeutig.
Sie war geprägt durch das Verhältnis von Hilfebedürftigen zu Helfern. Aus
der Sicht des Hilfebedürftigen geht es dabei um das Erleben von
Abhängigkeit, Bevormundung, Ohnmacht; aus der Sicht des Helfers um Helfen
und Fürsorge, um Förderung und Erziehung und darum, zu wissen, was für den
Hilfebedürftigen gut ist. Wenn Sie jetzt auf HelferSeite das Gegenstück zu
Ohnmacht vermissen, dann bedeutet das nicht, dass ich über eine eher
peinliche Seite des Helfens hinweghuschen möchte. Ein richtiger Helfer
würde aber über sich kaum jemals sagen: "Ich bin Helfer, weil ich Macht
ausüben will, und das macht mir sogar Spaß".
Zu 2:
In den Anfängen institutionalisierter Hilfen war die Helferrolle
hauptsächlich an guten Willen geknüpft, an die Bereitschaft zu sozialem
Engagement, an die Bereitschaft zu Diakonie und Caritas.
Die schlichte Bereitschaft zur Hilfe hat sich in den letzten 100 Jahren in
eine Vielzahl helfender Berufe differenziert. Die Berufsbilder ihrerseits
sind verknüpft mit der "professionellen Identität" der Berufsausübenden,
eine Identität, die zumeist in der Auseinandersetzung mit einer speziellen
Berufsethik als Teil der Ausbildung gewachsen ist.
Der Profi - allgemein gesagt - übt einen erlernten Beruf aus - er kann in
seinem Berufsfeld mehr als der "Ungelernte". Vom Profi wird erwartet, dass
er Arbeitsziele definiert, dass er Methodik beherrscht, neue Ideen
einbringt, also Erfindungen macht und dadurch sein Berufsfeld weiter
entwickelt.
Was ist aber, wenn der Gegenstand der Profession nicht die Herstellung eines
Kunstofffensters ist, sondern "Hilfe"? Hilfe, die nicht "für sich" erbracht
wird, sondern immer in der Interaktion mit dem, der Hilfe braucht? Es ist
sicher so, dass sich die Ausbildung der Helfer nicht darauf beschränkt, zu
erlernen wie eine Hilfeleistung am besten erbracht werden kann. Es wird auch
erlernt, was (welche Art der Hilfe) der andere braucht.
Es geht also im Selbstverständnis der Profis nicht nur um Knowhow, um das
"gewusst wie", es geht auch um das "gewusst was". Im Bereich der ärztlichen
Kunst hofft man geradezu darauf, dass beides zusammenfällt: Die sichere
Diagnose und die dazu passende bestmögliche Behandlungsmethode. Der Patient
(auch die Krankenkasse) ist frustriert, wenn Krankheiten behandelt werden,
die nicht da sind oder eine vorhandene Krankheit unerkannt und damit
unbehandelt bleibt. Vielleicht ist es eine Wirkung des medizinischen
Modells von Behinderung, dass in allen nachfolgenden Sichtweisen der
Gedanke überlebt hat, Profi ist nur der, der das Was und Wie beherrscht.
Und nun gibt es Selbsthilfegruppen, Selbstbestimmt Leben-Initiativen, die
selbstbewusst formulieren: "Ich weiß doch selbst, was ich will! Was gut für
mich ist, entscheide ich selbst". Menschen mit Behinderung reklamieren
diagnostische und methodische Kompetenz für sich. "Wir sind die Experten in
eigener Sache", das ist der Kernpunkt des Kampfes um Gleichberechtigung
einerseits und soziale Anerkennung und Integration andererseits.
Natürlich ist es eine Provokation vor allem für studierte Profis, wenn
Hilfebedürftige die Nützlichkeit von Experten in Zweifel ziehen, wenn sogar
bei der Auswahl persönlicher Assistenten "ungelernte" den Vorzug erhalten -
vielleicht, um sich Besserwisserei zu ersparen.
Aus der Sicht einer den Assistenzgedanken fördernden Institution ist die
Selbstbestimmt-Leben-Bewegung ein guter Partner, ohne Fremdheitsgefühle.
Gerade deshalb können wir selbstkritisch sagen: der Assistenzgedanke ist
noch nicht im Alltagshandeln aller Mitarbeitenden verankert. Wir befinden
uns in einer kontinuierlichen Diskussion über die Frage: was bedeutet im
Lichte des Leitsatzes Assistenz für Menschen mit Behinderung auf ihrem Weg
zu Selbstbestimmung und Integration Professionalität? Was ist der Beruf,
die Profession?
Dazu zwei Antworten aus zwei Gesprächen in dieser Woche. "Worin sehen Sie
Ihre Fachlichkeit?" habe ich einen Stellenbewerber, Heilerziehungspfleger
von Beruf, gefragt. "Dass ich die Gruppe zusammenhalte und Personen, die am
Rande stehen, immer wieder dazu anrege, mitzumachen, auf der Basis der
Freiwilligkeit", war die Antwort. Die zweite Antwort: "Fachlichkeit ist
gefragt, wenn es darum geht, Lernfelder für Selbstbestimmung zu eröffnen,
gerade bei hospitalisierten Menschen".
Ohne Kommentar zu den beiden Antworten kann ich beim aktuellen Stand
unserer Diskussion für mich formulieren: Profession ist Herstellung von
Zufriedenheit aus der Sicht desjenigen, der eine Hilfeleistung in Anspruch
nimmt.
Zu 4:
Ich komme zu einem kritischen Zwischenruf der notwendig ist, wenn man in
einem Unternehmen, das für über 1000 Menschen mit geistiger Behinderung
Angebote zum Wohnen macht, die Realität nicht unter den Tisch kehren will.
Rund 25% aller Menschen hier können als Ausdruck der Schwere ihrer geistigen
Behinderung nicht sprechen. Weitere 30% - 40% haben sehr begrenzte
Möglichkeiten, Sprache als Mittel der Willensäußerung zu benutzen. Wir
haben uns sehr früh klar gemacht, dass der Selbstbestimmungsansatz
hinsichtlich Lebensqualität und Würde nicht zu einer neuen Spaltung führen
darf in die einen, die für sich sprechen können und die anderen, die nicht
für sich sprechen können, weil sie gar nicht sprechen können.
Selbstbestimmte Assistenz ist also kein auf alle Personen und Situationen
generalisierbares Modell. Um Menschen mit schwerer geistiger oder
Mehrfach-Schwerstbehinderung in den Emanzipationsprozess von Menschen mit
Behinderung insgesamt einzubeziehen, ist eine besondere Sorte von Profis
erforderlich: Profis für Verstehen. Profis, die die Rolle des Übersetzers
und Sprachrohrs für Menschen ohne Sprache besetzen können.
Soweit selbstbestimmte Assistenz mit den Begriffen "persönliches Budget
oder "Arbeitgebermodell" verkoppelt ist, mit der Verfügungsgewalt über
Ressourcen und Personen, möchte ich einen weiteren Vorbehalt formulieren.
Die Verbüttelung der Helfenden kann nicht im Interesse derjenigen liegen,
die Hilfe haben wollen. Es wäre die bloße Umkehrung der Bemächtigung.
Zu 5:
Auf der Rückseite der Einladung zum heutigen Forum finden Sie den Satz: "Es
ist unser Ziel, Hilfe als eine Assistenz zu verstehen, die sich löst von
dem Muster der Bevormundung und Bemächtigung und Menschen mehr
Selbstbestimmung zutraut und ermöglicht". Wir Professionellen führen uns in
diesem Satz selbst den Grund für einen Sinneswandel vor Augen. Je häufiger
und selbstverständlicher Menschen mit Behinderung ihren Anspruch auf
Gleichberechtigung und Selbstvertretung in diesen Wandlungsprozess
einbringen, desto größer ist die Chance, dass der Wandel wirklich gelingt.
Professionalität und Wandel zur Assistenz stehen nur hinsichtlich der
Machtverteilung im helfenden System in einem Widerspruch zueinander.
Jenseits der Machtfrage ist auch zukünftig Professionalität im Interesse der
Betroffenen selbst notwendig.
Ich sehe deshalb nicht das Ende der Profession in der sozialen
Dienstleistung, wohl aber das Ende der Professionellen mit elitärem
Selbstverständnis.
Wolfgang Wittland
Mitarbeiter der evangelischen Stiftung Hephata, Mönchengladbach
Eindrücke von der Veranstaltung
von Bianka Becker, Jülich
Assistenz: "In allen äußeren Veränderungen der Stiftungsarbeit geht es einen tiefgreifenden Haltungswechsel in unserem Verhältnis zu Menschen mit Behinderung....Es ist unser Ziel, Hilfe als eine Assistenz zu verstehen, die sich löst von dem Muster der Bevormundung und Bemächtigung und Menschen mehr Selbstbestimmung zutraut und ermöglicht." (aus der Botschaft der Ev. Stiftung Hephata, 1999)
Diese Veranstaltung war sicher eine der bewegensten, die die Assistenztour des ForseA e.V. in Bewegung brachte, fühlte ich mich doch kurzzeitig zurückversetzt in meine eigene Vergangenheit meiner 14jährigen Heim- und Institutionserfahrung....
Der Ansatz des Assistenzgedankens, wie er oben definiert wurde, hat sicher einige ehrenhafte Leitziele, doch sehe ich die Institutionskonsequenz kritisch und mit einem gewissen Zwiespalt. Beim genauen Lesen der Botschaft liegt das Augenmerk auf der äußeren Veränderung der Stiftungsarbeit. Die Konsequenz daraus ist jedoch lediglich geprägt durch neue Wohnformen. Um einem Menschen wirkliche Selbstbestimmung zu ermöglichen, müssen weitaus mehr Voraussetzungen erfüllt werden, als vorrangig als nur diese neue Wohnstrukturen.
Selbstbestimmung orientiert sich ausschließlich und unmittelbar an unseren Bürgerrechten! In Einrichtungen und Institutionen, in denen Menschen in Gruppenstrukturen leben müssen, werden jedoch viele Selbstbestimmungsansprüche in ihrem Kern untergraben und ausgehöhlt so dass es den Menschen verführt, sich lediglich einem schönen Gefäß ohne Inhalt zuzuwenden. Doch die Leere lässt dieses Gefäß schließlich spröde werden und zerfallen....
Assistenz - Das Ende der Profession? Welche Absicht und welcher Anspruch steckt dahinter!? Profis - Menschen, die glauben und überzeugt sind, sie hätten die Mittel um anderen Menschen zu nutzen und/oder zu helfen. Doch was steckt wirklich hinter dem Begriff: "Helfen"? In der Literatur finden sich Definitionen wie: beistehen, Beistand leisten, zur Seite stehen, unterstützen, Handreichungen machen, Hand anlegen, mithelfen, assistieren, Handlangerdienste leisten, vertreten, einspringen, zupacken, behilflich sein, zu etwas verhelfen, unter die Arme greifen, u.a.
Profis in ihrer Eigenart stellen sich jedoch überwiegend dar als Macher, Organisator, Strukturentwickler, Planer, Kurator(ium) letztgültiger Entscheidungen und ausführende Gewalt. Das bedeutet, selbst die beste Absicht, Menschen in Institutionen sog. Selbstbestimmung zu ermöglichen, ist nicht realistisch, solange sich der Selbstanspruch des einzelnen "Profis" nicht ändert in eine Position der Zurückhaltung, der Dienstleistung des Auftrages des Anderen. Aber genau das ist nicht Absicht des professionellen Handelns. In den einzelnen Berufsbildern und Leitbildern finden sich ganz andere Dinge, wie: jemanden selbständig machen, fördern, anleiten u.a.
Sicher stellt sich "professionelles Handeln" auch ganz anders dar, wie Dr. Manfred Lütz in einem sehr heiteren wie vergleichsweise "Kevin allein zu Haus"- Beispiel von Freizeiterleben ausführte. Da standen dann die Behinderten auch schon mal in der einen oder anderen Ecke, und wenn dies dann jemand bemerkte, kam auch schon mal jemand zu Hilfe, aber dies dann eben "freiwillig" und ohne Verpflichtung....Nach dem Motto: Am Morgen geht die Sonne auf und am Abend wieder unter, fand das Leben statt ohne jegliche Ordnung, Struktur und Verantwortung .... alles ganz easy, solange das Herz des Menschen nicht stehenbleibt, braucht man keine existentielle Gefahr zu fürchten! Für einen Kinofilm ist diese Form des Umgangs mit seinen Mitmenschen sicher gut geeignet, Steven Spielberg hätte seine Freude daran, vor allem unter dem dann doch sehr fundamentalen Hintergrund, dass sich psychiatrisches Know-how dahinter verbirgt!
Dies alles hat wenig, nein, gar nichts mit persönlicher Assistenz zu tun! Es ist beschämend und führt zur Destruktion, wenn mit solchen Beispielen ein ernster und substanzieller Anspruch ins Lächerliche gezogen wird und u.U. gar entsprechendes Echo bekommt.
Sicher gehört die Stiftung Hephata in Mönchengladbach zu den Institutionen, die sich reformorientiert auf den steinigen Weg macht. Dennoch bleibt es im Moment noch abzuwarten, welche letztendliche Konsequenz es für die derzeitigen und zukünftigen Bewohner dieser Einrichtung haben wird. Um den Menschen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, wäre die Konsequenz, jedem, der dies wünscht und/oder verlangt, außerhalb der institutionellen Strukturen zu dem Lebensstil zu verhelfen, den er selbst verwirklichen möchte, unabhängig davon ob dies kurz- oder vielleicht langfristig ge- und erlebt werden will.
Dies wäre professionell - beruflich. Der Bewohner einer Institution beruft jemanden dazu, ihn in seinem Ziel nach einer anderen Lebensweise zu verhelfen, zu unterstützen und vielleicht auch zu begleiten.....
Selbstbestimmte Assistenz als Basis für ein menschenwürdiges Leben
Assistenz - das Ende der Profession?
Mönchengladbach: Vom 1. Februar bis 30. Juni 2001 führt das Forum
selbstbestimmter Assistenz behinderter Menschen - ForseA e.V. - in
Zusammenarbeit mit vielen anderen Organisationen eine "Tour für
Menschenwürde in der Pflege" durch. Diese Tour wird von Menschen bestritten,
die selbst auf vielfältige Hilfen im Alltag angewiesen sind und wissen,
wovon sie reden, wenn sie sich für mehr Selbstbestimmung und Würde in der
Pflege einsetzen. Elke Bartz (45), Journalistin, Vorsitzende der ForseA und
seit einem Autounfall vor 25 Jahren querschnittsgelähmt: "In rund 30 Städten
und Gemeinden werden wir im Rahmen dieser Tour Veranstaltungen durchführen,
die von Podiumsdiskussionen und Vorträgen, über Schulungskurse und
Beratungsmöglichkeiten, bis zu Beratungshotlines und Ausstellungseröffnungen
reichen.
Während dieser Tour wollen wir jedoch nicht nur Informationen vermitteln,
sondern auch Informationen über die Situation von Menschen sammeln, die auf
Hilfen im Alltag angewiesen sind. Dabei interessiert uns einerseits, wie und
wo die Menschenwürde und die Rechte assistenzabhängiger Menschen verletzt
werden, andererseits aber auch Beispiele, wie und wo gute Lösungen für eine
menschenwürdige Pflege gefunden wurden".
Eine wichtige Station dieser Tour war Mitte Mai die Evangelische Stiftung
Hep-hata in Mönchengladbach, die mit Wohn- und Arbeitsangeboten für über
1000 Menschen eine der bundesweit größten Behinderteneinrichtungen ist. Seit
1995 ist es das Ziel der Stiftung, dort wo Menschen mit Behinderung ihre
familiären, nachbarschaftlichen und gemeindlichen Wurzeln haben, mit
individuellen Assistenzangeboten zum Wohnen und Arbeiten, mit Bildungs- und
Beratungsangeboten unmittelbar vor Ort anwesend zu sein. So bietet bietet
Hephata derzeit in Essen, Jüchen, Meerbusch, Mettmann und Mönchengladbach
die verschiedensten Angebote zur selbstverständlichen Integration von
Menschen mit Behinderung in ihre angestammte Lebensumgebung an.
Ãœber 220 Teilnehmer - behinderte Menschen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
der Stiftung Hephata und viele Gäste aus anderen Einrichtungen der
Behindertenpflege - hatten sich zu dem Forum "Assistenz - das Ende der
Profession?" angemeldet. Stiftungsdirektor Dr. Johannes Degen: "Das
Fragezeichen im Titel unserer Veranstaltung soll ein Hinweis darauf sein,
dass wir offen und kritisch miteinander reden wollen. Es geht um nichts
weniger als um eine grund-legende Verständigung darüber, wie wir, d.h.
Menschen mit Behinderung und Profis in der sogenannten Behindertenhilfe,
miteinander in Zukunft umgehen wollen. Das Stichwort Assistenz signalisiert
dabei die Notwendigkeit einer grundlegenden Neuorientierung!"
Bianka Becker (37) - sie ist u.a. Beiratmitglied im ForseA und im Vorstand
des Landesbehindertenrat NRW - über die Beweggründe und Ziele der Tour:
"Immer stärker gewinnen in der Behindertenbetreuung Begriffe wie "Qualität
in der Pflege" und "Qualitätssicherung" an Bedeutung. Insbesondere dann,
wenn über Strukturen in den bestehenden ambulanten, teilstationären und
stationären Einrichtungen geredet oder über neue Perspektiven nachgedacht
wird. Begriffe, mit denen Menschen mit Behinderung, Pflegebedürftige und
deren Angehörige in den Beratungsstellen dann leider oft mundtot geredet
werden. Dabei geht es eigentlich um die einfache Frage, was braucht der
Behinderte und was nicht?" Die bestehenden Standards, die Träger von solchen
Einrichtungen laut Gesetz erfüllen müssten, hätten allerdings wenig gemein
mit den Bedürfnissen von Menschen, die auf Unterstützung und andere
Hilfestellung angewiesen sind.
Diese müssten sich immer daran orientieren, was der Therapeut, der
Mediziner, die Gruppe wolle und dabei blieben die eigenen Bedürfnisse,
Wünsche, Interessen und Ziele auf der Strecke. Auch wenn es viele nicht
wahrhaben wollten, sei dies doch gleichzusetzen mit dem Entzug von
Bürgerrechten und der freien Entfaltung der Persönlichkeit, die im
Grundgesetz garantiert würden. Obwohl z.B. das Landespflegegesetz NRW
ausdrücklich betone, dass sich die Struktur an den Bedürfnissen der
Pflegebedürftigen orientieren und in kleinen, überschaubaren und
stadtteilbezogenen Formen unter Beachtung der Grundsätze der
Qualitätssicherung und der Wirtschaftlichkeit entwickeln solle, zeige die
Praxis etwas ganz anderes. "Der Aspekt der Wirtschaftlichkeit nimmt einen
enormen Stellenwert ein und die Diskussion um und über die qualitative
Weiterentwicklung im Bereich Pflege wird einseitig interessenorientiert
geführt und zwar von der Träger und Finanzierungsseite", so Bianka Becker,
Solange sich dies nicht ändere, müsse jeder Betroffene, ob Behinderter oder
Pflegebedürftiger, sich sein Recht auf Lebensqualität selbst erkämpfen,
notfalls vor Gericht!
Eine Alternative zur sogenannten professionellen Hilfe mit all ihren
Einschränkungen sei die selbstbestimmte Assistenz. Anders ausgedrückt: das
medizinische Modell der Pflege muss durch das soziale Modell der
persönlichen Assistenz ersetzt werden. Die individuellen Bedürfnisse des
Einzelnen und die daraus resultierenden Leistungen bestimmten dann den
Beitragssatz und nicht der Beitragssatz die Möglichkeiten der Leistungen.
Elka Bartz: "Wir möchten uns die Assistentinnen und Assistenten selbst
auswählen und nicht zwangsläufig das Personal des Pflegedienstes oder der
Einrichtung akzeptieren. Wir möchten selbst die Zeiten der Einsätze und
Hilfen bestimmen und nicht vom Einsatzplan des Pflegedienstes oder dem
Dienstplan des Heimes abhängig sein. Wir möchten selbst über Form, Art,
Umfang und Ablauf der Hilfen im einzelnen bestimmen können und nicht durch
die sogenannte Fachkompetenz der Pflegekräfte entmündigt werden. Wir möchten
die Bezahlung der Hilfen kontrollieren und die korrekte Leistungserbringung
auch überprüfen können".
|
Elke Bartz (vorne links) und Bianka Becker sind seit vielen Jahren auf den
Rollstuhl angewiesen. Als Hilfe im Alltag stehen ihnen die
Behindertenassistentin Melanie Hilbert und die Heilerziehungspflegerin
Ursula Böhme (hinten rechts) zur Seite. |
Elke Bartz und Bianka Becker haben diese Forderungen im persönlichen Bereich
durch das sogenannte Arbeitgebermodell "nach langem Kampf" bereits
verwirklichen können. Die ForseA-Beisitzerin beschäftigt dabei als
Arbeitgeberin derzeit sechs Assistenten mit den unterschiedlichsten
beruflichen Qualifizierungen ( zwei examinierte Krankenschwestern, eine
Erzieherin, eine kaufmännische und zwei ungelernte Kräfte) und Zeitprofilen.
Teilweise handelt es sich dabei um "630.- DM Jobs" und teilweise um eine
Halbtagsanstellung. Bianka Becker: "Der Vorteil dieses Modells ist u.a. ja
auch, dass der Hilfsbedürftige nach seinen Anforderungen auch auf ungelernte
Kräfte zurückgreifen und damit Kosten niedrig halten kann. Mehrere
Assistenten zu beschäftigen, ist also kein Luxusmodell, sondern ermöglicht
die Anpassung an die individuellen Bedürfnisse. Dies kann sogar den
Kostensatz für den Leistungsträger senken." Das Fazit des Forums in Hephata
könnte daher auch lauten: Assistenz ist weder das Ende der Profession noch
die einzig denkbare Alternative. Der Assistenz-gedanken erfordert allerdings
ein tiefgreifendes Umdenken bei den professionellen Dienstleistern und den
Kostenträgern.
Die Ergebnisse der ForseA-Tour werden in einer Dokumentation
zusammengetragen um sie den Abgeordneten des Deutschen Bundestages
vorzustellen und mit Ihnen über politische Lösungen für die Verbesserung der
Menschenwürde in der Pflege zu diskutieren. Außerdem werden sie im Internet
unter www.forsea.de abrufbar sein.
Klaus Stevens, Kaarst
RHEINISCHE POST 12.05.2001
Behindertenstiftung Hephata fordert
eine grundlegende Neuorientierung bei der Behindertenbetreuung
Professionelle Helfer sollen Assistenten werden
Eine grundlegende Neuorientierung in der Betreuung behinderter Menschen fordert die Evangelische Stiftung Hephata. Das neue Leitbild der Selbstbestimmung müsse sich stärker als bisher in den Behinderteneinrichtungen und Verbänden durchsetzen, sagte Hephata-Direktor Johannes Degen anlässlich einer Podiumsdiskussion zum Thema "Assistenz - Das Ende der Profession?" in Mönchengladbach.
Der Begriff der Assistenz beschreibe eine neue Einstellung der professionellen Helfer, die dem Freiheits- und Lebensstreben der Menschen gerecht zu werden versuche, so Degen. "Entscheidungen dürften nicht mehr ,für', sondern sie müssen ,mit' den behinderten Menschen getroffen werden." Das erfordert nach Ansicht Degens vom Betreuer sehr viel mehr Zurückhaltung als bisher.
Helfer als "Dolmetscher"
Ulrich Niehoff vom Bundesverband Lebenshilfe widersprach der Auffassung, das Assistenz-Modell lasse sich auf alle Menschen mit Behinderungen einfach übertragen. "Assistenz heißt, dass die hilfsbedürftigen Menschen über Anleitungskompetenz verfügen, doch bei vielen geistig Behinderten ist das nicht der Fall." Hier sei der Helfer eher eine Art Dolmetscher, der mit dem geistig behinderten Menschen kommuniziere. Dazu gehöre auch, dass er im Alltag Grenzen im Fall einer Selbst- oder Fremdgefährdung setzen müsse.
Nicht die Art der Behinderung, sondern die individuelle Situation des Behinderten sei entscheidend, ob er seine Betreuer selbstständig anleiten könne, betonte Elke Bartz vom Forum selbstbestimmter Assistenz behinderter Menschen (ForseA). "In den meisten Einrichtungen trauen die professionellen Helfer den behinderten Menschen gar nicht zu, dass sie ihre Bedürfnisse selbst kennen und formulieren können." Hier sei noch Überzeugungsarbeit zu leisten.
Die Veranstaltung "Assistenz - Das Ende der Profession" fand im Rahmen der ForseA-Assistenz-Tour statt. Sie will mit zahlreichen öffentlichen Diskussionen bundesweit für mehr Selbstbestimmung und Menschenwürde in der Pflege werben. epd
Westdeutsche Zeitung 11.05.2001
Mönchengladbach-Rheydt
Leben im Alltag genießen
Das Forum selbstbestimmter Assistenz setzt sich dafür ein, dass behinderte Menschen frei von Bevormundung leben können und lernen, auch mal "Nein" zu sagen.
Von Lars Randerath
Menschen mit Behinderung sollen nicht nur in Heimen und Anstalten rundum betreut werden, sondern auch selbstbestimmt leben können. Das Forum selbstbestimmter Assistenz (ForseA) hat sich deshalb zum Ziel gesetzt hilfedürftige Personen auf dem Weg zur Selbstbestimmung zu unterstützen.
Und weil ein solcher Ansatz die soziale Arbeit grundlegend verändert, veranstaltete Hephata in
Kooperation mit der bundesweit laufenden ForseA-Assistenz-Tour"
das Diskussionsforum Assistenz - das Ende der Profession?" Thema: "Wie ist die Lebensqualität der Behinderten zu steigern und was wird aus den professionellen Vollzeitkräften?«
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Dr. Johannes Degen, der Leiter von Hephata, daneben Sabine Damaschke, die Mo-deratorin der Veranstaltung |
"Es gibt für mich nichts Wichtigeres, als der Respekt vor der Freiheit des Anderen, mit dem ich lebe und arbeite," so Johannes Degen, Vorstand der evangelischen Stiftung Hephata. Elke Bartz und Bianca Becker, beide ForseA, stimmen da voll zu. "Auch behinderte Menschen haben Wünsche und Bedürfnisse. Diese werden jedoch in professionell geführten Institutionen oft untergraben", wie die
beiden Rollstuhlfahrerinnen selbst erfahren haben.
So berichten sie, dass im Heim Bevormundung an der Tagesordnung ist., Die meisten Behinderten haben nicht genug Selbstvertrauen, einfach mal ,Nein' zu sagen, wenn ihnen etwas gegen den Strich geht!' Selbstgeführte Betribe hingegen lassen zu, aktiv und frei am Alltagsleben teilzunehmen. Bianca Becker bekam aufgrund ihrer Behinderung zehn bis zwölf Stunden persönliche Assistenz bewilligt. Sie sieht sich selbst nun als Arbeitgeberin. Ihre sechs Helfer arbeiten teils auf 630 Mark-Basis, teils als Halbtagskraft. So führt Becker ein fast normales Leben, ist verheiratet und zieht im eigenen Haus ihr Kind auf. Als "Personalchefin" muss sie Buch führen, Zeitpläne machen und die Arbeitskräfte aussuchen.