Arbeitgebermodell für Behinderte - Pro und Contra
14.30 Uhr im Sitzungsraum des Servicezentrums für behinderte und chronisch kranke Studierende an Bochumer Hochschulen im Erdgeschoss des Studierendenhauses der Ruhr-Universität Bochum, Universitätsstraße 150 in Bochum mit Elke Bartz und Claudia Heim
Veranstalter: Servicezentrum für behinderte und chronisch kranke Studierende an Bochumer Hochschulen
Kontakt: Claudia Heim, Tel. 0234 9702310 E-Mail: szb@akafoe.de
Das Akademische Förderungswerk der Universität Bochum - Servicezentrum für behinderte und chronisch kranke Studierende hatte am 11.Mai
in seinen Sitzungssaal eingeladen.
Das Thema der Diskussionsrunde für das sich rund 20 TeilnehmerInnen interessierten, lautete "Arbeitgebermodell - Pro und Contra".
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Moderator Harry Baus |
Moderator Harry Baus führte ins Thema ein und stellte die Situation behinderter Studierender in Bochum dar. Die meisten Studierenden sichern ihre Hilfeleistungen durch Zivildienstleistende und/oder KommilitonInnen. Damit verbunden ist ein häufiger Wechsel, der für Viele sehr belastend ist, für Andere jedoch kein Problem darstellt. Als besonders problematisch wird angesehen, dass die Kostenübernahme für die Hilfebedarfe im notwendigen Umfang häufig verweigert wird
Claudia Heim, Beraterin im Bochumer Servicezentrums, sollte auf dem Podium das "Contra", Elke Bartz das "Pro" zum Arbeitgebermodell vertreten. Es wurde jedoch sehr schnell deutlich, dass es keine unterschiedlichen Meinungen gab. Claudia Heim befürwortet das Arbeitgebermodell als eine Alternative der Hilfesicherung. Elke Bartz vertritt die Position, dass sich das Arbeitgebermodell für viele, aber nicht für alle Hilfeberechtigten
leistet.
Daher wurde auf der Basis "Was ist in anderen Städten möglich und üblich - wie sieht es in Bochum aus" diskutiert. Da einige Anwesenden das Arbeitgebermodell, seine Chancen und Grenzen noch nicht kannten, gab Elke Bartz einen kurzen Überblick. In der Diskussion stellte sich heraus, dass einige Studierenden sich sehr gut vorstellen konnten, das Arbeitgebermodell zu praktizieren. Anderen war der organisatorische Aufwand zu hoch. Sie wollten lieber die Leistungen von Zivildienstleistenden in Anspruch nehmen. Das Studium als solches lässt kaum Spielraum, um daneben noch viele Stunden mit der Organisation des Arbeitgebermodells, der Erstellung von Dienstplänen
und Lohnabrechnungen und vieles andere mehr zu verbringen. Besonders Studierende, die mit einer Behinderung oder chronischen Krankheit aufgewachsen und immer von den Eltern versorgt worden sind, haben genug mit der Alltagsstrukturierung und dem Studium zu tun. Sie mussten zuvor nie lernen, eigenverantwortlich zu leben und die Hilfeleistungen selbst zu organisieren.
Gerade jedoch Frauen sahen im Arbeitgebermodell die Möglichkeit, mit dem Arbeitgebermodell endlich die zumindest die Körperpflege durch weibliche Assistenz abdecken zu können. Sehr eng ist hingegen in Bochum die Bewilligung von Leistungen der Eingliederungshilfen. Dadurch können die Studierenden nur sehr eingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilhaben.
Der nichtbehinderte Mann einer behinderten Frau betonte, dass er seiner Frau gerne hilft. Allerdings erwartet der Sozialhilfeträger, dass er jede Minute, die er nicht zur Erwerbstätigkeit nutzt, für seine Frau zur Verfügung stehen muss. Er befürchtet, dass er dieser Belastung, die ihm keinerlei persönlichen Freiraum und Erholung mehr lässt, auf der Dauer nicht
gewachsen sein wird. Selbst als er schwer erkrankt war, musste er nachts mehrfach aufstehen, um seiner Frau behilflich zu sein.
Diese Sichtweise seitens des Sozialamtes kann über kurz oder lang bedeuten, dass er als Helfer total ausfällt und dem zu Folge die gesamten Hilfeleistungen von dritten - bezahlten - Kräften erbracht werden müssen. Dies würde wesentlich höhere Kosten mit sich bringen, als wenn der Ehemann schon jetzt in einem gewissen Umfang entlastet würde. Wie beide Ehepartner einstimmig erklärten, belastet die Abhängigkeit voneinander die Partnerschaft enorm. Sie befürchten ein Abdriften in ein Pflegeverhältnis, das für beide nicht gewünscht wird und die Ehe gefährdet.
Ruhr-Nachrichten Bochum, 10.05.2001
Würde für Behinderte
Diskussion im AkaFö
Um Für und Wider eines Arbeitgebermodells für Behinderte geht bei Information und Diskussion am morgigen Freitag, ab 14.30 Uhr, im AkaFö-Servicezentrum für behinderte Studierende im Studierendenhaus an der Ruhr-Universität. Die Veranstaltung findet im Rahmen der "Tour für Menschenwürde in der Pflege" statt, die das "Forum selbstbestimmter Assistenz behinderter Menschen" (ForseA e.V.) organisiert. Sein Anliegen ist es, Betroffene und Angehörige, aber auch Politiker und Behördenmitarbeiter zu informieren und zu bewegen, den Behinderten mehr Würde und Selbstbestimmung in der Pflege zu einzuräumen. Die Informationstour führt seit Anfang Februar bis Ende Juni durch 20 deutsche Städte.
Infos: Tel. 97 02 310 E-Mail szb@akafoe.de