Leben mit Behinderung - Referat im Rahmen des Religions-/
Ethikunterrichtes der 8. Klassen am Schlooßgymnasium Künzelsau
15.00 Uhr im Schloßgymnasium in Künzelsau
Veranstalter:
Schloßgymnasium
Veranstaltungsbericht
"Wer hat einen behinderten Menschen in der Familie oder in der
Nachbarschaft?" lautete die erste Frage, die Elke Bartz an die 32
Schülerinnen und Schüler der achten Klassen des Künzelsauer
Schlossgymnasiums stellte.
Eingeladen hatten eine Lehrerin und ein Lehrer Elke Bartz im Rahmen des
Religions- und Ethik- Blockunterrichtes. Vorausgegangen waren
Unterrichtsstunden zum Thema Genesis, Menschenwürde, Moral und Ethik. Das
Leben mit einer Behinderung als ergänzendes Thema drängte sich in diesem
Zusammenhang geradezu auf.
Auf Bartz´ erste Frage meldete sich nur ein einziger Schüler, der einen
Rollstuhl benutzenden Onkel hat. "Aber den sehen wir nur selten, weil bei
uns lauter Treppen sind, die er nicht hinauf kommt," meinte der Schüler. Ein
guter Ansatzpunkt, um die Schwierigkeiten im Alltagsleben darzustellen.
"Doch nicht der Rollstuhl ist das Hindernis, sondern die Tatsache, dass es
statt Rampen und Aufzügen häufig Treppen sind, die einem
mobilitätseingeschränkten Menschen den Zugang verweigern", erklärte Elke
Bartz.
Sie betonte im weiteren Gespräch, dass es eigentlich gar nicht möglich ist,
vom Leben mit Behinderung zu berichten, denn "die Behinderten" gäbe es
nicht. Es gibt nicht nur unzählige vollkommen unterschiedliche Behinderungen
und deren Auswirkungen. Wie auch bei nichtbehinderten sind behinderte
Menschen Individuen mit unterschiedlichen Lebensplanungen, Wünschen und
Bedürfnissen. Daher könne sie nur von sich oder ihren Erfahrungen als
Beraterin berichten.
Doch nicht nur der Aspekt der Barrierefreiheit beschäftigte die Schülerinnen
und Schüler. Selbst zu vermeintlichen Tabuthemen wie der Sexualität und dem
Kinderkriegen stellten sie Fragen. Außerdem interessierte es sie, wie man
damit lebt, wenn man für alltägliche Verrichtungen wie der Körperpflege, den
Toilettengängen und vielem anderen mehr auf Hilfe angewiesen ist. Elke Bartz
erklärte den Unterschied zwischen Assistenz und fremdbestimmter Pflege.
"Auch nach fünfundzwanzig Jahren ist es mir längst nicht gleichgültig, wer
mir beim An- und Ausziehen hilft. Und ohne Assistenz könnte ich heute nicht
bei euch sein", meinte sie. Ohne Assistenz bekäme sie wohl iregend welche
Hilfeleistungen. Doch Sozialstationen kämen zwar ins Haus, könnten aber
selten Hilfen außerhalb der Wohnung zur Verfügung stellen.
Selbst mit einer Behinderung zu leben, konnte sich wohl niemand vorstellen.
Allein die Vorstellung, nicht alleine zur Toilette gehen zu können, war
vielen deutlich unangenehm. Aber vielleicht mal als AssistentIn zu arbeiten,
erschien einigen nicht als abwegig.
Auf die Frage, wie nach Meinung der Schülerinnen und Schüler behinderten
Menschen begegnet werden sollte, antwortete ein Schüler: "Mit Respekt" Eine
weitere Schülerin ergänzte: "Behinderte Menschen dürfen nicht ausgeschlossen
werden. Es muss möglich sein, dass sie überall mitmachen können."
Vermutlich wurden die Klassen sehr gut auf die Unterrichtsstunden und den
Besuch von Elke Bartz vorbereitet. Sie zeigte keine Berührungsängste und
erst recht kein falsches Mitleid. Im Gegenteil gab es viele interessierte
Fragen, die sich bestens dazu eigneten, Fremdheiten abzubauen und
Informationen zu sammeln. Wenn behinderte Menschen und ihre Bedürfnisse
nichts Fremdes oder gar Unheimliches darstellen, werden sie von den
künftigen Erwachsenen viel selbstverständlicher wahrgenommen und auch im
späteren Umgang sowohl auf privater als auch beruflicher Ebene einbezogen.