Unser Weg zum Arbeitgeberinnenmodell
Leipziger Allerlei der besonderen Art, aufgeschrieben von Elke und Isolde Hauschild aus Leipzig, die das Arbeitgebermodell für sich erkämpften
|
|
|
Elke Hauschild â€
|
|
Isolde Hauschild
|
Wir sind zwei Schwestern, 35 und 39 Jahre alt und seit unserer Kindheit
an Muskeldystrophie erkrankt. Wir haben immer innerhalb unserer Familie
gelebt. Als unser Vater plötzlich schwer krank wurde und starb,
wurde uns erstmals bewusst, wie sehr wir uns auf die Eltern verlassen
müssen.
Beim Tod unseres Vaters war unsere Mutter 59 Jahre alt. Was soll werden, wenn auch
unsere Mutter ausfällt? Die Hauptlast unserer Versorgung lag in ihren Händen,
trotz mehrerer Einsätze eines Pflegedienstes täglich. Ihr Gesundheitszustand
war durch die jahrelange Ãœberlastung nicht mehr gut. Es half auch nichts, das
Problem zu verdrängen. Es war gegenwärtig. Wir versuchten unsere Mutter
nicht zu sehr zu strapazieren, nahmen Rücksicht und gingen Kompromisse ein.
Immer mit dem Gedanken: Solange es unserer Mutter gut geht, geht es auch uns gut!
Das war aber nicht die Lösung unseres Problems. Am besten wäre es, wenn
wir sie ganz aus der Belastung herauslösen und trotzdem ein eigenverantwortliches
Leben in unserer Wohnung führen könnten. Sehr bald merkten wir, dass es
ab einem bestimmten Hilfebedarf nur 2 Möglichkeiten zu geben schien: entweder
Familie oder Heim. Heim kommt für uns nicht in Frage! Und so begaben wir uns
auf die Suche nach Alternativen ...
Wir sehen eine Reportage von einem behinderten Mann aus Berlin, der
seinen Assistenzbedarf mit von ihm selbst eingestellten Assistenten
organisiert. Wir denken das erste Mal darüber nach, dass diese
Art der Assistenznahme genau das Richtige für uns wäre, können
aber nichts genaues in Erfahrung bringen.
August 1998
Neu ausgerüstet mit einem Internetanschluß suche ich den Begriff "Arbeitgebermodell".
Finde aber nichts. Irgendwann im November stoße ich auf die "Interessenvertretung
Selbstbestimmt Leben" und denke, wenn die es nicht wissen, wer dann? Ich schicke
per Email eine Anfrage und kriege umgehend eine Antwort von Elke Bartz mit ersten
Informationen über das Arbeitgebermodell. Meine Schwester und ich beraten uns
ausgiebig. In unserer Situation ist diese Art der Assistenz die einzige Möglichkeit,
in unserer eigenen Wohnung leben und unseren Alltag selbst gestalten zu können.
Gleichzeitig könnten wir unsere, schon etwas ältere Mutter, ganz aus der
jahrelangen Belastung unserer Versorgung herauslösen.
Dezember 1998
Wir setzen uns wieder mit Elke Bartz in Verbindung, wir haben viele
Fragen und sind auch unsicher, ob wir das alles schaffen können.
Aber wir wissen inzwischen, dass das Arbeitgebermodell genau das ist,
was wir wollen. Elke erklärt uns alles ausführlich und gibt
uns viele Tipps, die uns weiterhelfen.
Weiter zum Jahr 1999 - Zurück zur Übersicht