|
Aus dem Leben eines fast ganz normalen Ehepaares |
|
|
|
|
Dieser Brief hat uns so beeindruckt, dass wir ihn - selbstverständlich mit Genehmigung der Verfasser - hier ungekürzt wiedergeben. Da es nicht der einzige "Fall" aus der Region ist, müssen wir annehmen, dass der Zollernalbkreis hier einen Leuchtturm der Verweigerung gesetzlicher Ansprüche abgeben will. Doch nun zu dem Brief. Zuschriften an das Paar leiten wir gerne weiter.
Erich und ich sind nun seit dem 17.12.2005 erfolgreich verheiratet. Eigentlich eine ganz normale Ehe wenn, ja wenn… hier unsere Geschichte:
Erich ist 62 Jahre alt und hat Muskeldystrophie Becker Kiener – benötigt 24 Stunden Assistenz. Ich, meine Name ist Christine, bin 51 Jahre alt und körperlich nicht behindert. Am Anfang übernahm ich - von stundenweisen Hilfskräften abgesehen - fast die komplette Assistenz und Körperpflege. Da ich auch voll arbeitete, war ich total überlastet und rutschte zuerst unmerklich in meinen Burnout, war 6 Monate in der Reha Klinik und falle seither für die Assistenz aus. Aktuell war ich jetzt 1 Jahr arbeitslos und habe ab dem 01.03. wieder eine Arbeitsstelle.
Insgesamt kämpfen wir seit 2007 mit dem Sozialamt Balingen um die Übernahme der Assistenzkosten, wobei ursprünglich auch Kfz-Kosten mit beantragt waren. Nach jahrelangem Hin und Her zogen wir den ersten Antrag 2010 zurück, da uns ein neuer Antrag sinnvoller erschien. Am 2. Februar 2012 stellten wir einen neuen Antrag über Assistenz- Kosten und am 20. Juni 2012 über Kfz Hilfe. Seither sind wir wieder auf Odyssee ohne jegliches Ergebnis.
Wir haben uns total nackt gemacht – haben alles offenbart und dem Sozialamt fallen immer wieder neue, teilweise total unrelevante Punkte ein, die wir bringen müssen. Da wäre z.B. der Nachweis eines Bausparvertrages der 2009 von uns wegen Geldmangel aufgelöst wurde, dann die Wohnfläche, das Grundstück usw.
Ich hatte bis 2011 zusammen mit meinem Ex-Mann eine Firma, die gesamte Leitung aber unterstand Ihm. Gleichzeitig war ich freie Mitarbeiterin bei einer großen Spedition. Da die Zusammenarbeit dann gestört war, musste ich aus der Firma ausscheiden. Das Negativ-Kapital übergab ich an den Exmann, um nicht eine große Steuerlast bezahlen müssen. Prompt kam die Antwort vom Sozialamt, dass ich mich bewusst vermögenslos gemacht hätte, um in den Genuss von Sozialhilfe zu kommen. Meinen Mann wurde bescheinigt er braucht überhaupt kein Auto. Ich bekam dann bei der großen Spedition eine Festanstellung, wurde aber nach einem Jahr Anfang 2013 wieder gekündigt. Das kam völlig überraschend nach insgesamt 33 Jahren Zusammenarbeit. Bekam dann 6 Monate Arbeitslosengeld.
Nun ging es an meine Rente. Ich hatte eine private Rente bestehend aus 2 Lebensversicherungen die mir mein Ex-Mann noch gezahlt hat. Ich selbst kann diese Beträge nicht leisten. Auf Verlangen des Sozialamtes habe ich nun eine davon gekündigt, was zu Folge hat, dass mein Ex-Mann meine weitere Rentenversicherung nicht bezahlt. Er sagt, er habe mit der Pflege von Erich nichts zu tun und er sieht es nicht mehr ein. Mit diesem Geld müssen wir Lebensunterhalt und Assistenz bestreiten, dann sind wir zahlungsunfähig. Mein Rentenanspruch hat sich halbiert und das mündlich zugesagte Schonvermögen mussten wir ebenfalls schon auflösen.
Ob wir unser Haus noch verwerten müssen, wissen wir noch nicht, da zu diesem Punkt noch keine Aussage seitens des Amtes gefallen ist.
Die beste Aussage besteht darin, ja wir haben das Recht auf Übernahme der Assistenz- und KFZ-Kosten, aber da es noch keine Gesetze gibt, kann man halt nichts machen. Das heißt für uns, dass in unserem Rechtsstaat das Gesetz über dem Recht steht. So fahren wir auch weiterhin mit einem 15 Jahre alten VW-Bus mit eingebautem 22 Jahre altem Rollstuhl-Lift.
Wir sind gespannt wie lange das noch geht. Es wäre gut, wenn es vielleicht noch andere aus dem Zollernalbkreis gäbe, um hier lokal geballt was zu tun, ansonsten sind wir ja immer Einzelkämpfer. |
|
|
| |
|
|
|
|