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Die Macht des Sozialamtes

Folgende Schilderung eines verzweifelten Mitgliedes erreichte uns heute:

Nachdem gerade das überaus interessante INFORUM 2/17 herauskam, möchte ich Ihnen doch etwas erzählen, das ich bis jetzt für mich behalten habe. Zum einen, weil ich nicht rumjammern wollte, zum andern weil ich dachte, ich kriege das alleine hin. Auch mich hat es erwischt ! Nach 12 Jahren Arbeitgebermodell - überwiegend problemlos und dem Glück mit einer sehr kooperativen Sachbearbeiterin - hat sich mit deren Ausscheiden im Herbst 2016 das Blatt gewendet. Erstmals wurde der Weiterbewilligungsbescheid auf sechs Monate befristet. Begründet damit, dass das Sozialamt zunächst einen Hausbesuch durchführen wird, um sich über die tatsächliche Situation "ein Bild zu machen". Geschehen ist nichts. Fristgerecht habe ich sechs Wochen vor Ablauf des halben Jahres den nächsten Antrag auf Weiterbewilligung gestellt. Keine Antwort. Viele Telefonate, mehrmals schriftliche Nachfrage. Zunächst stellte sich heraus, dass seit Herbst 2016 bereits die 3. Neubesetzung der Sachbearbeiter-Stelle erforderlich wurde. Zwischendurch war zeitweise nicht klar,  wer überhaupt zuständig ist, dann Engpässe wegen Krankheit, Arbeitsüberlastung ("...die vielen Neubürger..."),  noch nicht richtig eingearbeitete Kollegin... Der Hinweis, dass ich meine Löhne für die Assistenz nicht mehr zahlen kann, daß dadurch deren Existenz - und auch meine - gefährdet ist usw., hat nicht interessiert. Der Termin verstrich. Nur weil ich ein Plus auf meinem Arbeitgeber-Konto hatte, konnte ich die Mai-Löhne noch mal auszahlen.

Bin dann fast Amok gelaufen, habe gesagt, ich reiche eine Verschleppungs-Beschwerde ein (leider nur telef. mitgeteilt) und da sagt mir die "Dame", sie habe das Geld gerade angewiesen auf mein Konto. Die Frage nach dem Bescheid hat sie sehr verhalten und stotternd beantwortet, sie habe diesen bereits am 7.oder 8. Juni abgeschickt, von einer Weiterbewilligung könne ich somit ausgehen. Die Frage, bis wann bewilligt ist, konnte sie nicht beantworten, weil sie die Akte gerade nicht hat. Da das fast zwei Wochen her war und wir beide einen Postzustellungsfehler vermuteten, wollte sie mir den Bescheid in Kopie nochmals zukommen lassen. Tatsächlich war die Abschlagszahlung für die Lohnkosten überwiesen!

Aber der Bescheid kam nicht.

Nochmals diesbezüglich telefoniert. Und dann kam das Schreiben ! KEIN BESCHEID ! KEINE WEITERBEWILLIGUNG ! Statt dessen die Aufforderung, alles, alles was ich bereits im März 2017 als Anlage und per ausgefülltem Formular vorgelegt habe, erneut innerhalb eines Monats vorlegen. Das heisst, es wird bis zum Zeitpunkt der Juli-Überweisung wieder kein Geld da sein, weil nicht entschieden.

Die Sachbearbeiterin hat ganz krass gelogen, als sie sagte, der Bescheid ist raus. Diesen Psychoterror halte ich nicht mehr aus - jetzt weiss ich nicht mehr weiter. Es ist so irre, was ich in all den INFORUM -und Kobinetberichten, aber auch in den ein oder anderen TV-Sendungen lese und erfahre. Das macht nur Angst. Habe ich es nicht kapiert, oder warum weiss ich nicht, was man tun kann ? Sich in Nichts auflösen, weil lästig und zu teuer ? Wer zahlt mir die 3000,- EUR für die Digitas-"Lösung"? Anmesty International einschalten oder (...)?

Ratlos und verzweifelt!

....

Anmerkung ForseA: Die Auslassung am Ende haben wir vorsichtshalber vorgenommen. Solche Nachrichten erreichen uns mehrfach wöchentlich. Wie kaltschnäuzig muss ein Politiker sein, wenn er beispielsweise mit dem Bundesteilhabegesetz diese Zermürbungspraxis gegenüber Bürgerinnen und Bürgern nicht nur nicht abstellt, sondern sogar ausdrücklich herausfordert. Die Kostenträger haben einen echten Machtzuwachs erfahren und nutzen diesen - wie in diesem Beispiel - brutal aus.

 

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