Liebe
Mitglieder von ForseA,
liebe Leserinnen und Leser,
in diesen Tagen, kurz vor dem Jahreswechsel, ist es üblich auf
das vergangene Jahr zurückzublicken und zu sinnieren, was das kommende
wohl bringen wird. Ich möchte an dieser Stelle nicht auf die vielfältigen
Aktivitäten des ForseA eingehen, da sie jede/r auf unserer Homepage
und in den vier Ausgaben unseres INFORUM ausführlich nachlesen
kann.
Im nächsten Jahr werden wir unter anderem den "Marsch aus
den Institutionen" fortsetzen. Die überaus positive Resonanz
auf die Kampagne zeigt, dass sie zu genau dem richtigen Zeitpunkt stattfindet.
Unsere Unterstützerliste wächst täglich.
Liebe Leserinnen und Leser,
es gibt Wörter und Unwörter des Jahres, die von irgendwelchen
mehr oder weniger klugen Menschen nach bestimmten Kriterien benannt
werden. Mein persönliches "Wort des Jahres 2005" lautet
Solidarität. - Als die Aktion Mensch in Berlin ihren vierzigsten
Geburtstag feierte, fragte sie, in was für einer Gesellschaft wir
leben wollen. Ottmar Miles-Paul plädierte für eine solidarische
Gesellschaft. Und er hat Recht: Ohne Solidarität sind wir verloren,
verloren im Dschungel von Reformen und Kürzungen, die denjenigen,
die ohnehin schon nicht viel haben, noch mehr wegnehmen. Ohne Solidarität
verlieren diejenigen, die sich alleine nicht gegen Behördenwillkür
und Leistungsverweigerung helfen können. Ohne solidarisches Handeln
werden wir nie die Gesetzgebung bekommen, die unsere gleichberechtigte
Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft sichert.
Solidarität, das Einstehen für andere, das Miteinander sind
Kräfte, die ungeheuer viel bewegen können. Wenn wir Menschen
mit Behinderungen und unsere Organisationen sich nicht miteinander solidarisieren
und gemeinsam für unsere Ziele einsetzen, werden wir sie nie erreichen.
Es gilt Kräfte zu bündeln und nicht zu splitten. Wenn wir
uns nicht mit Menschen anderer Behinderungsarten solidarisieren, sondern
die jeweiligen Interessen gegeneinander ausspielen lassen, können
sich Politik und Verwaltung gelassen zurücklehnen und zuschauen,
wie unsere Kräfte sinnlos zerrieben werden.
Nicht alles, was aus Amerika kommt, mag gut sein. Doch haben uns die
Amerikaner vorgemacht, was Solidarität bewirken kann. Durch das
Einbeziehen der Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungen bis
hin zu HIV-Infizierten und AIDS-Kranken konnte das amerikanische Antidiskriminierungsgesetz
durchgesetzt werden. Warum sollen wir diesem positiven Beispiel nicht
folgen?
Wir fordern auch Menschen ohne Behinderungen auf, sich mit uns zu solidarisieren,
als Bürgerinnen und Bürger für die Rechte und Chancengleichheit
aller einzusetzen. Eine solidarische Gesellschaft kennt keine Verlierer.
Deshalb ist Solidarität mein Wort des Jahres.
Ich wünsche Ihnen allen trotz aller anstehender "Reformen"
ein positives Jahr 2005.
Elke Bartz